Weinheimer Bildungsbüro organisiert Sprachkurse für eingewanderte junge Frauen – Noch Plätze frei

Mama lernt Deutsch im „Sprachcafe“

Teilnehmerinnen im Sprachcafé

Weinheim – Deutsch lernen ist schwer. Die Schrift, die Aussprache, die Artikel, die Satzbildung. Ganz besonders für eingewanderte junge Frauen, die sich um Haushalt und Kinder kümmern und wenig Kontakte haben, ist das Erlernen der deutschen Sprache teilweise eine fast unüberwindliche Hürde. Dabei möchten die Mütter sich bei Arztbesuchen, Einkäufen, im Kindergarten oder der Schule so gerne gut ausdrücken können.

Speziell für Mütter bietet die  Stadträtin Elisabeth Kramer im Rahmen des Netzwerks  Mehrgenerationenhaus gemeinsam  mit Elternbegleiterinnen des Bildungsbüros Weinheim /Integration Central  inzwischen zwei wöchentlich stattfindende „Sprachcafes“ an:  Seit 2013 im Mehrgenerationenhaus in der Weststadt,  und seit kurzem in Kooperation mit dem Diakonischen Werk  in der Hauptstraße 72.  Insgesamt nehmen derzeit 13  Frauen teil. Ihre Herkunftsländer sind die Türkei, Ägypten, der  Libanon, Kosovo und Bulgarien.  

Zum Beispiel Nohad. Sie kam vor sechs Jahren aus dem Libanon, um einen Mann zu heiraten, der bereits  in Deutschland aufgewachsen war. Die ausgebildete Krankenschwester konnte zunächst ihre Deutschkenntnisse nicht vertiefen, weil sie bald schwanger wurde und einen Kurs bei der VHS abbrechen musste. Inzwischen hat Nohad zwei Kinder im Kindergarten  und ist mit dem dritten schwanger.  Sie möchte die Bildung ihrer Kinder begleiten und ihre Wege im Alltag selbständig erledigen können. Ein  intensiver Deutschkurs kommt für sie derzeit jedoch nicht in Frage.

„Einmal in der Woche, das geht, hier lernen wir, was wir im Alltag brauchen, und die Elternbegleiterin kann übersetzen, wenn ich etwas nicht verstehe“.  

Auch wenn das Baby da ist, wird Nohad weiter regelmäßig teilnehmen. 

Eine weitere Teilnehmerin ist Princesa (Name geändert) – Vor 15 Jahren ist sie als Zwölfjährige  vor dem Krieg im Kosovo geflüchtet. Sie hatte nie die Chance, Lesen und Schreiben zu lernen.

„Jetzt verstehe ich viel Deutsch, aber ich möchte auch Lesen und Schreiben lernen und nicht mehr so viele Fehler beim Sprechen machen“, begründet sie ihren regelmäßigen Besuch des Sprachcafes.

Die Frauen kommen gerne ins „Sprachcafé“. Sie sitzen gemütlich um einen Tisch, tauschen sich über Alltagsthemen aus, singen und lachen zusammen. Dem Diakonischen Werk wie auch dem Bildungsbüro ist es wichtig, die Mütter frühzeitig an die neue Sprache heranzuführen, deshalb gibt es begleitend zum Sprachcafe eine Kinderbetreuung für Kleinkinder durch Agnes Göcke, eine erfahrenen Familienbegleiterin.

Ob  Pronomen geübt werden oder der Wortschatz zum Körper erschlossen wird, immer werden  alltägliche und ganz praktische Dinge einbezogen wie die Rückenschmerzen des Ehemanns, der Preis eines Arztbesuchs in Ägypten, oder die Frage, ob die Ärmel des Pullovers zu lang sind. 

„Ich habe großen Spaß am Unterrichten in diesen beiden Gruppen“, begründet Elisabeth Kramer ihren ehrenamtlichen Einsatz. Ganz besonders gefällt der pensionierten Lehrerin, „dass die Frauen freiwillig kommen und gerne wieder kommen, und dass ich im Lauf der Zeit auch Erfolge feststellen kann“.  

Dass das so gut funktioniert, ist laut Kramer auch das Verdienst der beiden Elternbegleiterinnen Zeliha Sahin und Layla Al Samouri. Als Sprach- und Kulturmittlerinnen motivieren sie und halten den Kontakt zu den Teilnehmerinnen, übersetzen bei Bedarf ins Türkische oder Arabische, sorgen für den angenehmen Rahmen und unterstützen wo immer es nötig ist.  

„Elternbegleiterinnen, die ihren persönlichen Hintergrund in verschiedenen  Herkunftsländern haben und außer Deutsch eine zweite Sprache beherrschen, sind für uns eine Brücke zu Familien, die wenig Deutsch sprechen und sich im deutschen Bildungssystem  noch nicht auskennen“ , erläutert Gertrud Rettenmaier, Leiterin der Fachstelle  Eltern –Frühe Bildung  im Bildungsbüro Weinheim. „Mit Angeboten  wie den Sprachcafes eröffnen wir eingewanderten Müttern die Erziehungs- und Bildungspartnerschaft mit Kindertagestätten und Schulen  sowie eine aktive Teilhabe am Leben in Weinheim.“  

Wie wichtig es ist, gerade jungen Frauen  mit kleinen Kindern solche Zugänge zu eröffnen , erläutert Harriet Rappmund vom Diakonischen Werk, die seit Jahren ein Müttercafe als regelmäßigen Treffpunkt für junge Mütter anbietet :  

„Mir ist es ein großen Anliegen, dass wir die Jahre nutzen, wenn die Kinder noch klein sind. Wenn wir den Frauen ermöglichen, in dieser Zeit besser Deutsch zu lernen, werden sie in der Lage sein, ihre eigenen Kinder während der  Kindergarten- und Schulzeit gut zu begleiten.“

Denn gerade die Unterstützung aus dem Elternhaus sei ein entscheidender Faktor für reelle Bildungschancen der Kinder mit Migrationshintergrund. Und bessere Deutschkenntnisse  führen bei mancher junger Mutter sogar in eine eigene Ausbildung während die Kinder noch klein sind. Einige Teilnehmerinnen haben sogar den  Mut geschöpft, schneller gut Deutsch zu lernen. Elisabeth Kramer und die Elternbegleiterinnen des Bildungsbüros motivieren sie, Deutschkurse  in der Volkshochschule zu besuchen, sobald die Kinder betreut  sind. Da teilweise auch das Geld fehlte, stellte die Stadträtin eine Verbindung zu den Weinheimer Soroptimistinnen  her,  die sich bereit erklärten, Deutschkurse von  Frauen finanziell zu unterstützen. Aus einem gemeinsamen Fonds der Soroptimistinnen – Clubs der Metropolregion  wurden im letzten Jahr die Deutschkurse von acht Weinheimer Frauen unterstützt. 

Info: Beide „Sprachcafes“  sind offen für Frauen, die neu dazu kommen möchten. Sie finden statt: Dienstags, 10 Uhr bis 11.30 Uhr im Mehrgenerationenhaus, Konrad-Adenauer –Straße 14  (mit türkischer Übersetzung bei Bedarf und bisher ohne Kinderbetreuung)
Freitags, 10 Uhr bis 11:30 Uhr im Diakonischen Werk, Hauptstraße 72 (mit arabischer Übersetzung bei Bedarf und Kinderbetreuung  für  1- bis 3-jährige Kinder)