Pirmasens – Das Städtische Krankenhaus Pirmasens darf künftig als zertifiziertes EndoProthetikZentrum auftreten; die dazu notwendigen Kriterien hatte die Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädie im Vorfeld in einem umfangreichen Audit nachgewiesen.
Bei dem von der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) verliehenen EndoCert-Label (http://www.endocert.de) handelt es sich um das weltweit erste Gütesiegel für medizinische Einrichtungen, die Gelenkersatzoperationen qualitativ hochwertig durchführen. Dieses tragen bislang deutschlandweit aktuell 281 der rund 2.000 Krankenhäuser. Die erfolgte Zertifizierung schließt sich an die frühe Mitgliedschaft im Endoprothesenregister Deutschland (http://www.eprd.de) an, das seit 2014 bundesweit im Einklang mit dem Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) Langzeitdaten über den Einsatz künstlicher Hüft- und Kniegelenke sammelt ‒ von der Prothesenart über die Operationstechnik bis hin zu Patientenerfahrungen und Wechseloperationen. Der Aufbau des Registers geht auf eine Initiative der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) zurück. Vorangetrieben hat die Fachgesellschaft das EPRD gemeinsam mit dem AOK-Bundesverband, dem Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek), dem Bundesverband Medizintechnologie e.V. (BVMed) und dem BQS Institut für Qualität und Patientensicherheit (BQS-Institut).
Sowohl das EndoProthetikZentrum-Zertifikat als auch die Mitgliedschaft im Endoprothesenregister Deutschland zeugen von höchster Qualität der Arbeit in der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Städtischen Krankenhaus Pirmasens.
Partnerschaften sowie Qualitätshandbuch EndoProthetikZentrum
Im EndoProthetikZentrum wird unter anderem auch die Zusammenarbeit aller beteiligten Leistungserbringer inhaltlich definiert, dazu zählen im Städtischen Krankenhaus insbesondere Anästhesie- und Schmerztherapie sowie die Physiotherapie. Zudem sind auch die unterschiedlichsten externen Kooperationspartner vertraglich eingebunden, so beispielsweise die Klinik für Orthopädie der Universitätsklinik des Saarlandes, die als kooperierendes EndoProthetikZentrum der Maximalversorgung für sehr komplexe Gelenkwechseloperationen agiert, ferner die Strahlentherapie und Pathologie des Westpfalz-Klinikums in Kaiserslautern sowie das Mikrobiologische Labor Bioscientia Institut für Medizinische Diagnostik in Ingelheim; auch das Pirmasenser Sanitätshaus Schäfer gehört mit Belieferung spezifischer Hilfsmittel im Rahmen des Gelenkersatzes zu den weiteren Partnern.
Unter intensiver Mitwirkung der Mitarbeiter der Abteilung ist das 126 Seiten zählende ‘Qualitätshandbuch EndoProthetikZentrum Städtisches Krankenhaus Pirmasens‘ entstanden. „Die wichtigste Aufgabe besteht darin, dass die notwendigen Strukturen und Abläufe von allen beteiligten Mitarbeitern umgesetzt werden“, erklärt Dr. med. Tobias Keßler, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie.
Hintergrund zur EndoCert-Zertifizierung
Verschleißerkrankungen an Hüft-, Knie- und Schultergelenken können zu Einschränkungen der Beweglichkeit und Beschwerden vielfacher Art führen. Wenn konservative Therapiemaßnahmen wie die Krankengymnastik zu keiner ausreichenden Verbesserung mehr führen, bleibt oftmals nur noch der prothetische Ersatz des Gelenkes als gangbare Alternative. In Deutschland werden jährlich mehr als 400.000 künstliche Gelenke eingebaut. Dabei erfordert der als Endoprothetik bezeichnete künstliche Ersatz von Gelenken ein hohes Maß fachlicher Kompetenz und Erfahrung, um eine durchgängig hohe Qualität zu gewährleisten, Komplikationen jeglicher Art zu vermeiden und das jeweils beste Behandlungsergebnis zu erreichen. Daher hat die DGOOC gemeinsam mit Partnern eine Initiative zur Zertifizierung medizinischer Einrichtungen für den Gelenkersatz entwickelt. Medizinische Einrichtungen können sich als EndoProthetikZentrum oder EndoProthetikZentrum der Maximalversorgung zertifizieren lassen, wenn die Erfüllung der aufgestellten Anforderungen in einem Audit nachgewiesen wird. Weitere Informationen sind im Internet unter http://www.endocert.de erhältlich.
Hintergrund zum Endoprothesenregister Deutschland (EPRD)
Deutschlandweit bekommen etwa 400.000 Patienten jährlich ein neues Hüft- oder Kniegelenk. Bei etwa jedem zehnten Eingriff davon handelt es sich um eine Austauschoperation: Eine vorhandene Endoprothese wird durch eine neue ersetzt. Vor diesem Hintergrund hat die Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädie von Chefarzt Dr. med. Tobias Keßler sehr früh an dem zukunftsträchtigen Projekt teilgenommen und gehört als Pilotklinik zu den allerersten Teilnehmern des EPRD im Rahmen einer bundesweiten Erprobung. Das schließlich 2014 bundesweit gestartete EPRD hat sich zur Aufgabe gemacht, die Notwendigkeit für solche Austauschoperationen möglichst niedrig zu halten. Um das zu erreichen, möchte das Gemeinschaftsprojekt von Ärzten, Kliniken, Krankenkassen und der Industrie die Qualität der Versorgung mit künstlichen Hüft- und Kniegelenken permanent verbessern. So erhalten die EPRD-Kliniken beispielsweise regelmäßig aussagekräftiges Datenmaterial darüber, welche Art von Prothese wie häufig bei welchen Patiententypen eingebaut wurde, wie sich die Zahl der Wechseloperationen entwickelt hat und warum es zu Revisionen gekommen ist.
Nur wenn die Patienten einverstanden sind und eine Einwilligungserklärung unterzeichnen, werden ihre Daten zum Implantat und zum Eingriff erfasst und pseudonymisiert an die Registerstelle übermittelt; der Datenschutz bleibt jederzeit vollumfänglich gewährleistet. Alle Beteiligten profitieren von folgendem Zusammenhang: Je mehr über die Qualität von künstlichen Hüft- und Kniegelenken wie auch über die Operationstechniken bekannt ist, desto gezielter kann ein Krankenhaus den Gelenkersatz und die Versorgungsstrategie auswählen. Außerdem können die teilnehmenden Kliniken bei Rückrufaktionen die betroffenen Patienten deutlich leichter und damit schneller als zuvor identifizieren und benachrichtigen. Weitere Informationen sind im Internet unter http://www.eprd.de erhältlich.