Neujahrsempfang beim Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU) Rhein-Neckar

Mit Leidenschaft und Geist

Blick in die Bibliothek des Deutsch-Amerikanischen Instituts (DAI) während der intensiven Lesung von Marion Tauschwitz.

In der Bibliothek des Deutsch-Amerikanischen Instituts (DAI) in Heidelberg fand am 20. Januar 2015 der Neujahrsempfang des VdU Rhein-Neckar statt. Vor rund 50 Gästen erläuterte Viola Marguerre, Regionalleiterin des VdU Rhein-Neckar, die Aktionen des Verbands für das kommende Jahr. Die Schriftstellerin Marion Tauschwitz las dazu aus ihrem neuen Werk – eine Biografie von Selma Merbaum.

Die Akzeptanz und Gleichberechtigung unternehmerisch tätiger Frauen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft und die Stärkung der Rolle der Frau als Unternehmerin sind zwei der Hauptziele des VdU auf nationaler Ebene sowie in den 16 Landesverbänden mit insgesamt 22 Regionalkreisen. Er sieht sich als Interessensvertretung von 1.600 Unternehmerinnen mit 500.000 Mitarbeitern und einem Umsatzvolumen von ca. 85 Milliarden Euro. Zu den aktuellen Themen des VdU, der gerade 60 Jahre alt wurde, gehören in diesem Jahr u.a. „Frauen in Aufsichtsräten“, „Mindestlohn“, „Nachfolgeregelung“, der „Fachkräftemangel“ und die „Situation von Frauen in sog. MINT-Berufen“ (Mathematik, Informatik, Natur- und Ingenieurwissenschaften, Technik). In Baden wird der VdU von einer „Doppelspitze“ bestehend aus der Heidelberger Kommunikations- und Marketingunternehmerin Viola Marguerre und der Freiburgerin Martina Feierling-Rombach, Leiterin des Familienbetriebs „Inselbrauerei Feierling“ geführt. Feierling-Rombach wurde 2010 außerdem mit dem Bundesverdienstkreuz für ihr gesellschaftspolitisches Engagement ausgezeichnet.

Engagement, Kommunikation und der Netzwerkgedanke sind zentrale Merkmale der VdU-Verbandskultur. Im vergangenen Jahr konnten wieder viele neue Mitglieder gewonnen, neue Aufgaben verteilt und weitere Funktionen besetzt werden. So verantwortet Sunita Mitter die Pressearbeit des VdU Rhein-Neckar, Erika Schroth kümmert sich als Vorstandsmitglied im Landesverband Nord um Kontakte und Mitgliedergewinnung, Christina Gräf wird für die IHK Vollversammlung kandidieren.

„Unternehmerinnnen, die bei uns nur Visitenkarten verteilen wollen, brauchen wir nicht“, spricht Viola Marguerre Klartext.

Und ja – die daraus resultierende Dynamik war heute spürbar.

Dass der Netzwerk-Gedanke des VdU nicht nur linear auf unternehmerischer Ebene umgesetzt wird, schätzt z.B. Alexandra Raquet, Leiterin der Stabsstelle Gleichstellung und soziale Vielfalt an der Universität Mannheim als Gast beim Neujahrsempfang:

„Bei Veranstaltungen des VdU ist zusätzlich gesellschaftlicher Weitblick und Sozialkompetenz angesagt.“

Eine Fülle von verbandsinternen und öffentlichen Veranstaltungen bietet der VdU bietet in diesem Jahr in der Metropolregion an. Nur zwei Beispiele dafür sind: „Gesunde Ernährung unter hoher beruflicher Belastung“ mit Dr. Gunter Frank (Autor des Buchs „Schlechte Medizin“) am 4. März in Mannheim oder „Die Geschichte des Landfried-Komplexes zum Erlebnis- und Businessareal“ mit Ingrid Schinz am 21. Juli in Heidelberg. Martina Feierling-Rombach lud außerdem zu einer Informations- und Diskussionsrunde zum Thema TTIP-Vertrag nach Freiburg ein. Eine Wirtschaftsreise nach Brüssel ist ebenfalls in Planung.

Die  weit über Heidelberg hinaus bekannte  Schriftstellerin und Hilde-Domin-Biografin Marion Tauschwitz stellte im Rahmen einer Lesung ihr neues Buch „Selma Merbaum – „Ich habe keine Zeit gehabt zuende zu schreiben“ vor. Es beinhaltet nicht nur Werke der jüdischen Dichterin, die 1942 im Alter von nur 18 Jahren im deutschen Zwangsarbeitslager Michalowka (Ukraine) an Flecktyphus starb, sondern auch eine selbst recherchierte Biografie. Die Schauspielerin Iris Berben brachte sich dabei mit einem Vorwort ein.

Tauschwitz schilderte einerseits ihre Fahrten durch die Karpaten ins Heimatdorf Merbaums, die lange Suche in Archiven, nach Zeitzeugen und Schauplätzen. Da in den Arbeitslagern die „Verniemandung“ herrschte, um alle Spuren der Greueltaten sowie die Identitäten der Opfer zu verwischen, waren diese Recherchen zeitintensiv und kompliziert. So fand Tauschwitz u.a. heraus, dass Selma mit Nachnamen Merbaum hieß und eben nicht „Meerbaum-Eisinger“ und verwob ihre Rechercheergebnisse in der Lesung mit der Lyrik Merbaums, einer Lyrik „als Bollwerk gegen die unwirkliche Wirklichkeit.“ Und genau diese spannende Mischung ist es auch, die das neue Buch von Marion Tauschwitz zu einem literarischen und zeitgeschichtlichen Kleinod gleichermaßen macht und Selma Merbaum ein für die Zukunft authentisches, würdiges Andenken setzt.

Auch Julia Weidenheimer (17), jüngste Besucherin des VdU-Neujahrsempfangs, zeigte sich beeindruckt von der Lesung und darüber,

„wie ein junges Mädchen in meinem Alter schon so wortgewandt sein kann, vor allem, wie sie in ihre Gedichte Leben bringen konnte und emotionale Gefühle bei den Lesern und Zuhörern geweckt hat. Der Inhalt ihrer Gedichte hat mir die damalige Situation sehr nah gebracht und ich wurde förmlich in den Bann ihrer Erzählung gerissen.“