Obwohl das Forschungsschiff Polarstern wegen eines Defekts im Antriebssystem die geplante Tour verkürzen musste, erreichte es zum Jahreswechsel die Atka-Bucht, um die deutsche Forschungsstation Neumayer-Station III zu versorgen. Damit erreichte auch eine Kiste mit 70 Spitzenweinen aus Rheinhessen und der Pfalz das Überwinterungsteam der Neumayer-Station III.
Der Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, Prof. Dr. Hans-Jürgen Seimetz, hatte die Kiste als Weihnachtsgeschenk schon am 28. August 2014 verpackt und mit der „FS Polarstern“ auf die knapp 14.000 Kilometer lange Reise Richtung Südpol geschickt. Dickes Packeis brachte den Fahrplan durcheinander. Das Eisbrecherschiff Polarstern musste beweisen was in ihm steckt. Einige Tage wurden mit Eisbrechen verbracht, so dick und kompakt war das Eis. Da das Anlegen an der Schelfeiskante nicht möglich war, wurde die Ladung direkt am Meereis von Bord gebracht.
„Auf diesen arbeitsreichen Jahreswechsel kann auch noch verspätet angestoßen werden“, war Seimetz erleichtert, dass es die Kiste heil bis zur Station geschafft hat.
Neues Überwinterungs-Team schon per Flugzeug zur Station gebracht
Bereits vor Ankunft der Polarstern erreichte das 35. Überwinterungsteam die Station.
Sie reisten über Kapstadt und mit einer großen Transportmaschine des Typs Iljuschin an die russische Antarktisstation Nowolasarewskaja und von dort aus weiter mit einem kleinen Flugzeug zur Neumayer-Station. Das Forschungsteam, das 15 Monate im ewigen Eis verbringen wird, besteht aus der Ärztin und Stationsleiterin Petra Gößmann-Lange, einem Elektroingenieur, einem Elektrotechniker, einem Betriebsingenieur und einem Koch, die die Station am Laufen halten und vier Wissenschaftler/innen (Geophysik, Luftchemie, Meteorologie).
Die „FS Polarstern“
Die „FS Polarstern“ ist gegenwärtig eines der leistungsfähigsten Polarforschungsschiffe der Welt und an nahezu 310 Tagen im Jahr im Dienste der Wissenschaft auf See. Der doppelwandige Eisbrecher kann bei Außentemperaturen von bis zu -50°C arbeiten und 1,5 Meter dickes Eis mit einer Geschwindigkeit von ca. 5 Knoten durchfahren. Das Schiff ist für biologische, geologische, geophysikalische, glaziologische, chemische, ozeanographische und meteorologische Forschungsarbeiten ausgerüstet und verfügt über neun wissenschaftliche Labors. Forschungsgeräte und Messinstrumente werden mit Hilfe von Kränen und Winden ausgebracht und bis in große Tiefen herabgelassen.
Die Neumayer-Station III
Die Station in der Antarktis ist ein kombiniertes Gebäude für Forschung, Betrieb und Wohnen auf einer Plattform oberhalb der Schneeoberfläche, verbunden mit einer in den Schnee gebauten Garage. Auf der Plattform sind innerhalb einer Schutzhülle insgesamt 100 Container mit Wohnräumen, Küche, Messe und Hospital sowie verschiedene Labore, Funkraum, Sanitärräume, eine Energiezentrale und eine Schneeschmelze untergebracht. Die Garage unterhalb der Station beherbergt Werkstätten, Vorrats-, Abfall- und Tankcontainer und bietet Stellplätze für die Pistenbullys und Motorschlitten. Die Schelfeiskante, an der die Versorgungsschiffe wie die „FS Polarstern“ anlegen, liegt rund 16 Kilometer entfernt.
Leben und Forschen mitten in der Antarktis
Die Neumayer-Station III ist eine deutsche Polarforschungsstation des Alfred-Wegener-Instituts in der Antarktis und befindet sich an der Atka-Bucht auf dem etwa 200 Meter dicken Ekström-Schelfeis am Rand des antarktischen Kontinents bei etwa 71° südlicher Breite und 008° westlicher Länge. Die Paten-Behörde SGD Süd befindet sich zum Vergleich etwa bei 49° Nord und 8° Ost. Vom geografischen Südpol ist die Station noch ca. 2000 Kilometer entfernt. Die Sonne geht hier vom 15. November bis 27. Januar nicht unter, mitten im antarktischen Sommer herrscht jetzt Polartag. Um das Weihnachtsfest sind die sommerlichen Temperaturen meist nur im einstelligen Minusbereich, oft bläst aber ein strammer Wind.
Der Wein wird traditionell zu einem besonderen antarktischen Anlass geöffnet: dem Mittwinterfest am 21. Juni, wenn die Halbzeit der 62-tägigen Polarnacht erreicht ist.
Die Patenschaft des SGD Süd-Präsidenten
Der Namensgeber der Station, der Polarforscher Georg von Neumayer (1826-1909), war Pfälzer. Er wurde in Kirchheimbolanden geboren und lebte in Neustadt an der Weinstraße. Der Chef der größten pfälzischen Behörde hat 1984 die Patenschaft für die Forschungsstation in der Antarktis übernommen und schickt seither jeden Sommer eine Kiste mit Weinen als Weihnachtsgruß aus der Heimat an das Forschungsteam.
Im August 2014 hatte Hans-Jürgen Seimetz beim Packen der Kiste hoheitliche Unterstützung von der Deutschen Weinkönigin Nadine Poss, der Pfälzischen Weinkönigin Janina Huhn und der Rheinhessischen Weinkönigin Judith Dorst sowie vom Wormser Oberbürgermeister Michael Kissel, vom Präsidenten des DEHOGA Rheinland-Pfalz, Gereon Haumann sowie dem Vorstandsvorsitzenden von Rheinhessenwein e.V. Thomas Schätzel.