Insgesamt um die 3500 Zuschauer in vier gut besuchten, dicht aufeinander folgenden Vorstellungen – Die Macher der „European Outdoor Film Tour“, die Münchner „Moving Adventures Medien GmbH“ müssen etwas richtig gemacht haben: Das Karlsruher Publikum strömte in die Auswahl von 9 Kurzfilmen, die eine Gesamtlaufzeit von 130 Minuten hatten. Und das, obwohl der Präsentationsort der Filmtour weder besonders geeignet (die Leinwand ist nicht sehr groß und eine Bühne distanziert den Zuschauer zusätzlich vom Film) noch der Eintrittspreis billig war (15 Euro). Das Karlsruher Konzerthaus ist eher das, für was sein Name steht, nämliche für Musikdarbietungen, als für hohe cineastische Ansprüche.
Fast schon minimalistisch war die Werbung für die Touretappe in der Fächerstadt: Ausnahmslos Köpfe waren auf den Plakaten zu sehen, als „Naturburschen“ würde man die Abgebildeten treffend bezeichnen. Den Begriff „Kurzfilm“ scheuen die Macher in ihrem Programm der „European Outdoor Film Tour“ übrigens wie der Teufel des Weihwasser. Dabei ist das Format der 5 bis 26 Minuten langen Filmchen wie gemacht, um einen wahrhaft bunten Strauß von Trendsportarten auf die Leinwand zu bringen: Mountainbike fahren (im Film „Rad Company“ allerdings eher Mountainbike-Fliegen…), Klettern, Ski- und Kanufahren. Die Filme steigen schnell ins Geschehen ein und sind kurzweilig. Mit viel Popmusik unterlegt sieht man eben jene Naturburschen (und auch einige wenige Naturmädels) agieren. Der dokumentarische Anspruch ist gering, über die abgebildeten Menschen erfährt man wenig bis gar nichts. In typischer visueller Video-Clip-Ästhetik á la Youtube geht es vor allem darum, schöne und bewegte Bilder zu zeigen. Bei exzellenter Qualität: Die Zeiten, in denen kleine Kameras nur pixelig-verwaschene Bilder liefern konnten, sind vorbei.
„Was kostet die Welt?“ steht bei jedem Film im Subtext der Protagonisten, es sind natürlich junge Menschen zwischen 18 und 35. Die Frage danach, wie solche Aktionen, bei denen der Begriff „Expeditionen“ oft nicht zu hoch gegriffen ist, finanziert werden, wird nie gestellt. Warum auch? Die „European Outdoor Film Tour“ bringt einen Hauch von Freiheit und Abenteuer zu Deutschlands Stadtbewohner und deren grauen Alltag. Einen Alltag, der sich sich unaufhaltsam dem üblichen Weihnachtsterror und dem finalen Familiengrauen nähert – da geht man für 130 Minuten Träumen gerne in eine Vorführung, die für die Dauer dieser Zeit die Sorgen vergessen lässt.
European Outdoor Film Tour
12. Oktober 2014 – 8. Februar 2015
Eintritt 14 oder 15 Euro, je nach Standort
Gesamtlänge 2,5 bis 3 Stunden
www.eoft.eu