„Warum sehen denn die Schafe im Streichelzoo so kahl aus? Frieren die jetzt nicht im Winter?“ fragt sich vielleicht mancher Besucher im Zoo Heidelberg. Die Rede ist von den Walliser Schwarznasenschafen, die nach ihrer Winterschur der letzten Woche plötzlich einen schmalen und weniger wolligen Eindruck machen.
Im Zoo Heidelberg geht es diesen Schafen nämlich im Frühjahr und im Herbst an die Wolle. Dass die Schur bei den Schwarznasenschafen im Gegensatz zu anderen Schafen zweimal jährlich erfolgt, liegt an der Besonderheit der Rasse: Das Schwarznasenschaf, das vor allem durch die charakteristische, schwarze Färbung im Gesicht heraussticht, ist beheimatet im Schweizer Kanton Wallis. Dort wird die Rasse als Hausschaf gehalten und ist vorwiegend im Hochgebirge von Oberwallis zu finden.
Frieren ist bei den robusten Schwarznasenschafen ein sehr seltenes Problem, denn Sie sind mit dem außergewöhnlich dichten, rauen Fell perfekt an die dort herrschenden Bedingungen und Temperaturen angepasst. Ihr Fell setzt sich aus zwei Bereichen zusammen: Zum einen aus der feinen Unterwolle, direkt an der Haut zum Schutz vor Nässe und Kälte und zum anderen aus krausen Stichelhaaren, mit einer Länge von teils über 10 cm, die vor Wind schützen und dem Schaf sein kuscheliges Aussehen verleihen.
Aufgrund der stetig nachwachsenden Wolle, die im Rahmen der Zucht seit jeher gefördert wurde, ist eine regelmäßige Schur für Hausschafe unabdingbar und dient letztlich der Pflege des Unterfells, an das die Tiere selbst nicht herankommen. Besonders bei den Walliser Schwarznasenschafe sind daher die Friseurtermine zum Wohl der Tiere notwendig: Ihr Fell ist so dick, dass sie im Gegensatz zu den meisten anderen Schafarten, zweimal im Jahr geschoren werden müssen. Jedes Jahr werden die Schafe jeweils im Frühjahr und im Spätjahr um 1,5 – 2,5 kg Wolle erleichtert.
Vor Wintereinbruch ist diese Prozedur sinnvoll, da sich die Schafe bei kühleren Temperaturen und nachts im Stall aufhalten und dort schnell zu schwitzen anfangen würden. Frischgeschoren können Sie Temperaturunterschiede besser ausgleichen und sind weniger anfällig für Krankheiten. Zudem können die Tierpfleger bei jeder Schur auch den Allgemeinzustand jedes einzelnen Tieres prüfen und falls nötig noch die Pediküre vornehmen. Die Wolle wächst so schnell nach, dass schon nach zwei Wochen kaum noch sichtbar ist, dass ein Friseurtermin stattgefunden hat. Die frische Wolle hilft den Schafen wieder optimal bei wechselnden Temperaturen die Körperwärme auszugleichen. Da kann der Winter kommen.