In den 80er Jahren machten in den westdeutschen Großstädten Künstlerinnen und Künstler, Designerinnen und Desigher mit schrillen, bizarren, brachialen, ironischen und zum Teil kitschigen Möbeln und Objekten Furore. Die Bewegung Neues Deutsches Design stand für einen radikal neuen Ansatz: Design außerhalb des Systems der industriellen Produktion und gespeist aus allen möglichen kulturellen und subkulturellen Quellen.
Zum ersten Mal blickt nun die groß angelegte Ausstellung „Schrill Bizarr Brachial. Das Neue Deutsche Design der 80er Jahre“ mit historischem Abstand zurück auf dieses Phänomen. Professor Volker Albus, Prorektor der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, ist ebenfalls bei der Ausstellung vertreten und holt mit einer Stehleuchte die Autobahn ins Wohnzimmer.
Das Neue Deutsche Design hatte nur eine kurze Hochphase: von 1982, als in Hamburg eine erste Ausstellung stattfand, bis zur Wiedervereinigung. Das Neue Deutsche Design ist deshalb auch ein Zeitdokument für ein Deutschlandbild, wie es heute nicht mehr existiert, und eine der letzten großen kulturellen Leistungen der alten Bundesrepublik.
Eine junge Generation von Gestalterinnen und Gestalter hatte unabhängig voneinander Anfang der 80er Jahre in der ganzen Bundesrepublik und in West-Berlin damit begonnen, grundlegend mit der Tradition der „Guten Form“ zu brechen, die sich als rationale, sachliche und emotionale Gestaltung über lange Zeit in Deutschland etabliert hatte. Mit der 68er-Bewegung und der sozialliberalen Koalition in den 70ern sollten die Möbel und Objekte Geschichten erzählen, die gesellschaftliche Situation reflektieren, oder zum Nachdenken über das deutsche Selbstverständnis anregen. Mit der Stehleuchte „A59“ holt Volker Albus die Autobahn in die Wohnung, bei Gerd Schulz-Pilaths Tisch „Tarantula“ krabbelt eine Spinne durchs Wohnzimmer, die Gruppe Kunstflug verbindet Natur und Künstlichkeit in ihren Baumleuchten und mit dem Beistelltisch „Pershing“ domestiziert Herbert Jakob Weinand den Kalten Krieg.
Die Ausstellung macht die Entwürfe der diversen Künstlerinnen und Künstler, Designerinnen und Designer sowie Designgruppen wieder sichtbar und wirft einen neuen Blick auf diese Strömung der 80er Jahre.
Die Ausstellung wurde gefördert durch die IKEA Stiftung.