Die Stadt Heidelberg bereitet sich darauf vor, künftig mehr Flüchtlinge als bisher im Stadtgebiet unterbringen zu können. Wegen der anhaltend hohen Zuweisungen von Flüchtlingen an die baden-württembergischen Kommunen sollen mehrere Gebäude kurz- bis mittelfristig ertüchtigt werden.
Entsprechende Planungen stellte die Verwaltung dem Ausschuss für Soziales und Chancengleichheit am 21. Oktober 2014 vor. Beschlossen wurde im Ausschuss auf Antrag von Bündnis 90 / Die Grünen, dem Asyl-Arbeitskreis für die Betreuung der Flüchtlinge zusätzlich 15.000 Euro für das Jahr 2014 zu gewähren.
Derzeit leben in Heidelberg mehr als 500 Flüchtlinge, die einen Antrag auf Asyl in der Bundesrepublik Deutschland gestellt haben. Aktuell werden der Stadt Heidelberg als untere Aufnahmebehörde monatlich rund weitere 50 Flüchtlinge zugewiesen.
„Unsere Aufnahmekapazitäten in Heidelberg sind mittlerweile fast vollständig erschöpft“, erklärt Bürgermeister Dr. Joachim Gerner. „Um den Menschen, die vor Krieg und Unterdrückung fliehen, eine gute Perspektive geben zu können, haben wir in den vergangenen Wochen verschiedene Standorte geprüft, an denen eine Unterbringung für die Zeit des Asylverfahrens möglich ist.“
Rund 180 Flüchtlinge sind derzeit in der Henkel-Teroson-Straße im Stadtteil Pfaffengrund und 300 Flüchtlinge in der Hardtstraße im Stadtteil Kirchheim untergebracht. Bei diesen Unterkünften handelt es sich nicht um Sammelunterkünfte, wie sie aus anderen Städten bekannt sind, sondern um Gebäude mit 2-, 3- und 4-Zimmer-Wohnungen. Weitere 50 Flüchtlinge leben in Einzelwohnungen im Stadtgebiet.
Diese Standorte sollen nun um weitere ergänzt werden:
- Ein Mannschaftsgebäude auf dem ehemaligen US-Areal Patton Barracks wird voraussichtlich bereits im November für etwa 100 Flüchtlinge bereitstehen;
- wegen der akut schwierigen Situation hat die Stadt Heidelberg darüber hinaus angeboten, ein zweites Mannschaftsgebäude auf dem Areal Patton Barracks für die Unterbringung weiterer 100 Flüchtlinge zu ertüchtigen;
- parallel beginnen die Sanierungsarbeiten für das ehemalige Hotel Metropol in der Alten Eppelheimer Straße. Das Haus steht derzeit leer, wurde in der Vergangenheit aber bereits schon einmal als Flüchtlingsunterkunft genutzt;
- außerdem sucht die Stadt nach privatem Wohnraum für die Unterbringung von Flüchtlingen.
Spätestens zum 1. Januar 2016 ist Heidelberg wie alle anderen Kommunen im Land überdies gesetzlich verpflichtet, den Platzbedarf für Flüchtlinge zu erweitern. Statt der bisherigen 4,5 Quadratmeter stehen jedem Flüchtling dann sieben Quadratmeter Wohn- und Schlafraum zu. Deshalb soll die bestehende Unterkunft in der Henkel-Teroson-Straße um einen Neubau erweitert werden.
„Wir wollen unseren bisherigen Kurs in der Unterbringung von Flüchtlingen fortsetzen“, erklärt Bürgermeister Gerner. „Wir möchten die Menschen möglichst gut in unserer Stadt integrieren und isolierte Standorte am Ortsrand oder Notunterkünfte in Containern oder Zelten vermeiden“.
Insgesamt bewegen sich Versorgung und Unterbringung von Asylbewerber/innen in Heidelberg im Vergleich mit anderen Stadt- und Landkreisen auf einem hohen Niveau. Gemeinsam mit verschiedenen Partnern wie dem Asyl-Arbeitskreis, dem Caritasverband und dem Diakonischen Werk gelingt es, die der Stadt Heidelberg zugewiesenen Menschen während des zeitlich begrenzten Aufenthalts in den Unterkünften eng und gut zu begleiten. Von wöchentlichen Sprechstunden des Sozialen Dienstes vor Ort über Hausbesuche, Spiel- und Betreuungsangebote, Sprachkurse, Nachhilfe und Hausaufgabenbetreuung gibt es für Flüchtlinge ein engmaschiges Beratungs- und Betreuungsangebot.
„Die Hilfsbereitschaft der Heidelberger Bevölkerung ist großartig. Seit Jahren engagieren sich verschiedene Organisationen und zahlreiche ehrenamtliche Helferinnen und Helfer für Flüchtlinge in unserer Stadt“, sagte Gerner.
Angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen hatte die Initiative „Heidelberg sagt ja“ am 22. September einen Aufruf an alle Heidelbergerinnen und Heidelberg gestartet, sich an Hilfsaktionen zu beteiligen. Die Stadt Heidelberg unterstützt diesen Aufruf und koordiniert Hilfsangebote auf ihrer Internet-Homepage www.heidelberg.de.
Das Land hatte mit Zustimmung der Stadt Heidelberg Mitte September eine befristete Notunterkunft zur Erstaufnahme von Flüchtlingen in zwei ehemaligen US-Gebäuden eingerichtet. Diese provisorische Notunterkunft soll wie geplant bis Mitte November wieder schließen. Bürgermeister Dr. Gerner berichtete im Ausschuss, dass sich derzeit noch fünf Personen – eine Flüchtlingsfamilie und eine Einzelperson – in der Notunterkunft befinden.