Das Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde in Kaiserslautern arbeitet zurzeit mit russlanddeutschen Zeitzeugen zusammen, um deren Erlebnisse für die Nachwelt festzuhalten.
Sie alle sind Nachfahren von Pfälzern, die irgendwann einmal nach Russland ausgewandert und dort eine neue Heimat gefunden haben. Vor gut 250 Jahren lud die russische Zarin Katharina II. die ersten deutschen Bauern und Handwerker ein, sich am Schwarzen Meer und an der Wolga niederzulassen. Da Tausende Pfälzer dem verlockenden Aufruf folgten, erließ Kurfürst Carl Theodor sogar ein Auswanderungsverbot. In der Fremde gründeten die Pfälzer Einwanderer Dörfer mit Namen, die an die Heimat erinnern, beispielsweise Speyer, Landau, Neuburg und Kandel.
Ihre Erlebnisse dokumentiert das Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde; diese „oral history“ ist ein wesentlicher Bereich der volkskundlichen Erzählforschung, die die biographische Erfahrung in den Fokus rückt und in Kombination mit historischen Ereignissen ein detailliertes Gesamtbild der Geschehnisse erzeugen kann. Anfang des Jahres hat das Institut des Bezirksverbands Pfalz eine Tagung zum 250-jährigen Jubiläum der Auswanderung nach Russland veranstaltet, die auf eine hervorragende Resonanz stieß. Zahlreiche Zeitzeugen waren darunter, die nun aus ihrem Leben erzählen.
Daraus soll dann im kommenden Jahr ein Buch entstehen. Bei der Tagung gab’s mittags zur Stärkung russische Spezialitäten, wie Borscht (Gemüsesuppe), Blinchiki (Pfannkuchen) und Pierogi (Teigtaschen), die Olga Bardens von der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, und Elena Schmidt, die seit 15 Jahren einen russischen Partyservice betreibt, reichten.