Lang ist die „Verschnaufpause“ nicht wirklich. Schon während der imaginäre letzte Vorhang bei den Zwingenberger Schlossfestspielen fällt, laufen in aller Regel nämlich bereits Überlegungen und Vorplanungen hinsichtlich der kommenden Saison. Die wird 2015 aber nicht nur ein neues Programm bringen, sondern auch ein neues Gesicht. Das von Rainer Roos nämlich, künftig verantwortlicher Intendant und damit Nachfolger von Karsten Huschke.
Huschke hat das Prinzip beherzigt, nachdem man gehen sollte, wenn es am schönsten ist. Nach „sieben ganz ausgezeichneten Jahren“ (Landrat Dr. Achim Brötel) und einer Spielzeit 2014, die mit tollen Stücken und einer durchschnittlichen Rekordauslastung von knapp über 80 Prozent als eine der besten in die 32-jährige Geschichte der Festspiele eingehen wird, ist Huschke am letzten Abend auf der „schönsten Forsthausterrasse der Welt“ mit herzlichen Dankesworten und einer großen Portion Wehmut verabschiedet worden.
Nun trägt Rainer Roos die Verantwortung, der schon Ende 2013 als Nachfolger bestimmt wurde. Der in Stuttgart geborene und in Ostfildern lebende Dirigent hat reichhaltige Erfahrungen auf vielen großen Bühnen in der ganzen Welt und ist seit 2011 Chefdirigent der international renommierten „Original Wiener Strauss Capelle“. Er war unter 75 teils hochkarätigen Bewerbern der erklärte Wunschkandidat für die Schlossfestspiele Zwingenberg.
Die Ideen und Planungen von Intendant Roos für 2015 sind schon weit gediehen. Zwei Hauptproduktionen, wie in den letzten Jahren üblich, sollen vom 25. Juli bis zum 9. August möglichst viele Besucherinnen und Besucher aller Altersstufen – das ist dem neuen Intendanten besonders wichtig – auf Schloss Zwingenberg bringen. Am Eröffnungssamstag wird ab 11 Uhr zu einem ungezwungenen und fröhlichen Kinder- und Familienfest mit Varieté, Artistik und natürlich ganz viel Musik eingeladen. Dabei soll es erstmals auch ein inklusives Angebot in Gebärdensprache geben. Um 20 Uhr wird es bei einer Eröffnungsgala, zu deren Beginn sinnigerweise die Ouvertüre zur Oper „Der Freischütz“ gespielt wird, dann so richtig festlich. Die Freunde der klassischen Musik dürfen sich jedenfalls auf einen Galaabend der Extraklasse freuen.
Auch die Hauptproduktionen der Spielzeit 2015 versprechen viel. Den Auftakt macht eine Oper, die nicht wenige für „die schönste Oper aller Zeiten“ halten: „La Traviata“ von Giuseppe Verdi. Das tragische Leben und Sterben der schönen Kurtisane Violetta Valéry im Paris des 19. Jahrhunderts steht im Mittelpunkt dieses berühmten Werkes, das in Zwingenberg 2015 zur Aufführung kommen wird.
Einen echten Kontrapunkt setzt hingegen die zweite Hauptproduktion: Die nicht minder berühmte Rock-Oper „Jesus Christ Superstar“ von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice, die nach Motiven aus dem Neuen Testament entstanden ist und als Weiterentwicklung des Musicals beinahe alle Möglichkeiten der Rockmusik genutzt hat. Erzählt werden die sieben letzten Tage im Leben Jesu.
Damit betritt Roos durchaus Neuland, waren die Zwingenberger Schlossfestspiele bisher doch eher klassisch geprägt, auch, was die Auswahl der „leichteren Muse“ in Form von Operetten und Musicals betroffen hat. „Wir sind gespannt. Und wir freuen uns sehr auf die Saison 2015“, erklärt Landrat Dr. Achim Brötel vielsagend dazu, zumal die ersten bekannten Besetzungen mit großen Namen aus der Szene versehen sind.