Verborgen vor den Blicken der Öffentlichkeit, mitten im Wirtschaftshof des Frankfurter Zoos, ist in den letzten Monaten ein kubisches Gebäude entstanden. Von außen sieht man ihm nicht an, wie viele bauliche und technische Besonderheiten in ihm stecken. Aber die neue Quarantänestation ist eine der größten und modernsten Anlagen ihrer Art.
„Natürlich hatte der Zoo auch bisher eine Quarantäne, ohne die ein Austausch von Tieren mit anderen Zoos – national oder international – nicht möglich wäre. Bauliche Situation, Technik und die Arbeitsbedingen für unsere Mitarbeiter war aber alles andere als befriedigend", so Zoodirektor Manfred Niekisch.
Die alte Quarantäne war viel zu klein und es bestand keine Möglichkeit, große und als „gefährlich“ oder „besonders gefährlich“ eingestufte Tiere wie Gorillas und Nashörner dort unterzubringen. Außerdem wurde eine neue Quarantäne dringend notwendig, um dem Tiergesundheitsgesetz und weiteren seuchenrechtlichen Bestimmungen sowie der Viehverkehrsverordnung gerecht zu werden.
Die neue Quarantäne-Station erfüllt jetzt alle gesetzlichen Vorgaben und geht über den aktuellen Status-quo hinaus. Ihre Aufgabe ist es, den Tierbestand des Zoos vor Krankheiten wie beispielsweise der Vogelgrippe oder der Maul-und-Klauen-Seuche, zu schützen. Wildtiere und damit auch Zootiere verbergen Krankheiten länger als Haustiere – eine wichtige Überlebensstrategie im Freiland. Deshalb werden Krankheiten bei Zootieren häufig erst spät erkennbar und können dementsprechend erst spät behandelt werden. Kommen Tiere aus anderen Zoos oder handelt es sich um beschlagnahmte Tiere des Zolls, die in den Zoo gebracht werden, verbringen sie gewöhnlich 30 Tage in der Quarantäne, bis alle nötigen Gesundheitschecks durchgeführt wurden. Gegebenenfalls kann die Quarantänezeit auch bis zu drei Monaten dauern. Manche Zoos fordern auch eine Ausgangsquarantäne, bevor sie Tiere in ihren Zoo aufnehmen.
Der Neubau im Zoo Frankfurt bietet nun ausreichend Platz für ganz unterschiedliche Tiergruppen. Die Anlage ist für Huftiere, Raubtiere, Menschenaffen, Kleinsäuger, Vögel, Reptilien und Amphibien geeignet. Die Gehege sind universell gehalten und vielseitig nutzbar.
„Das Gebäude ist ein nach außen abgeschlossenes System“, erklärt Niekisch.
Alle Komponenten wie Luft, Wasser, oder Tiernahrung werden gereinigt, wenn sie in die Quarantäne hineinkommen oder die Station verlassen. Die Technikräume sind über einen separaten Eingang im Keller zugänglich und von der Quarantäne getrennt zu warten. Hier befinden sich die Entlüftung und der Autoklav zum Entkeimen des Abwassers. Das Gerät kocht und reinigt das Abwasser unter hohem Druck vor dem Abfluss in die Kanalisation. Selbst Löschwasser, das im Falle eines Brandes entstehen würde, kann über den Autoklaven gereinigt werden.
„Der Neubau der Quarantäne ist für die Zukunftsfähigkeit des Zoos von höchster Bedeutung. Für einen modernen Zoo, der eine Vorbildfunktion im Bereich Natur- und Artenschutz erfüllt, müssen das Wohl und die Gesundheit der Tiere ganz vorne stehen“, betont Felix Semmelroth, Dezernent für Kultur und Wissenschaft.
„Der Zoo im Herzen unserer Stadt ist ein zentraler Ort für Naherholung, aber über eine attraktive Freizeiteinrichtung hinaus ist er auch als Bildungseinrichtung unabdingbar. Damit die sehr beliebte Traditionseinrichtung Frankfurter Zoo, ihrem großen noch immer mit Bernhard Grzimek verknüpften Namen gerecht wird, ist neben der attraktiven und artgerechten Tierpräsentation die Qualitätssicherung besonders wichtig. Nur so kann der Zoo gemäß seinem Leitspruch "Tiere erleben – Natur bewahren" eine adäquate Umweltbildung leisten“, so Semmelroth.
„Dem Zoo ist mit dem Neubau der Quarantäne ein Meilenstein in seiner langen Geschichte gelungen. Aus den Mitteln des 2008 vom Magistrat beschlossenen Investitionspakets in Höhe von 30 Millionen Euro konnten im vergangenen Jahr die Bären- und Brüllaffen-Anlage Ukumari-Land sowie der neue Zooeingang realisiert werden. Auch die Quarantäne-Station ist Teil dieses Investitionsprogramms für den Zoo, aus dem ebenso die in der Planung befindliche Pinguin-Anlage finanziert werden kann", freut sich Stadtkämmerer Uwe Becker.
„Der Zoo ist ein Anziehungspunkt für Jung und Alt. Mitten in der Stadt haben die Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit in eine andere Welt einzutauchen und dabei auch noch Spannendes über Tiere aus allen Teilen der Erde zu lernen“, fährt Becker fort.
Für Planung und Bau konnte, wie so oft, wenn ein Zoo mit seinen ganz speziellen Anforderungen baut, nicht auf übliche Standards zurückgegriffen werden.
„Herzlich möchten wir uns daher bei allen an Planung und Bau Beteiligten bedanken, für den qualifizierten Input, die gute Zusammenarbeit und die Bewältigung so mancher besonderer Herausforderung“, so Niekisch. „Besonders zu erwähnen“, so der Zoodirektor, „sind Marcus Schmitt Architekten aus Frankfurt, das Hochbauamt der Stadt Frankfurt, die Abteilung Veterinärwesen des Ordnungsamtes, die Stadtwerke und das Planungsteam des Zoos."
Die Daten und Fakten im Überblick:
- Bruttogrundfläche: 879 m2
- Bruttorauminhalt: 3.841 m2
- Planungsbeginn nach VOF-Verfahren: 13. April 2011
- Baubeginn: 18. Juni 2012
- Eröffnung: 30. September 2014
- Gesamtkosten: rund 4,6 Mio. Euro brutto