Die Düsseldorfer Band „Kraftwerk“ gab im Karlsruher Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) am 12. und 13. September 2014 anlässlich deren 25jährigen Geburtstages mehrere 3D-Konzerte. Alle drei waren ausverkauft.
Der unbedarfte Leser dieser Nachricht fragt sich vermutlich zunächst: Was ist das, ein 3D-Konzert? Ist ein Besuch eines Konzerts nicht per se „3D“? Geht man nicht eben aus diesem Grund auf Konzerte, weil dort die Interpreten live und wahrhaftig vorhanden sind, also so „3D“ sind, wie es überhaupt maximal möglich ist?
In der Tat, die vier aktuellen Bandmitglieder Falk Griefenhagen, Hennig Schmitz, Fritz Hilpert und – als einzig verbliebenes Gründungsmitglied – Florian Hütter waren anwesend, am Abend des 13. gaben sie sogar zwei Konzerte kurz hintereinander.
Die Antwort auf die Frage, was sich hinter der Bezeichnung „3D-Konzert“ versteckt, ist eine andere, eine fast schon banal zu nennende: Hinter den vier Herren wurden auf eine große Leinwand Filme in 3D projiziert. Nicht die aktuellen 3D-Blockbuster, wie sie nebenan tagaus tagein im Multiplex-Filmpalast liefen, sondern im Wesentlichen die Musikvideoclips der Band: „Autobahn“, „Radio-Aktivität“, „Das Model“ und „Die Roboter“, um nur einige zu nennen. Mit diesem Konzept ist „Kraftwerk“ schon seit 2011 unterwegs. Aber aus einem anderen Grund machte das Visuelle des Konzerte einen etwas – burschikos ausgedrückt – abgestandenen Eindruck: Das Niveau, das an 3D-Kunst in ZKM und an der Hochschule für Gestaltung (HfG) gezeigt wird, war und ist um ein vielfaches höher. Die Karlsruher sind – was die Verbindung Kunst und audiovisuellen Dreidimensionales betrifft – weltweit führend und zeigen dies auf regelmäßig auf ihren Ausstellungen. Dieses Jahr findet an gleicher Stelle wie das Kraftwerk-Konzert vom 9. bis 12. Oktober wieder die Messe/das Symposium „Beyond“ statt, das aufzeigt, wohin es mit 3D noch gehen kann.
Nun ging es den vier schon etwas in die Jahr gekommenen älteren Herren in ihren etwas wurstig aussehendem Outfit, das wie Schwimm-Neoprenanzüge für Triathleten mit aufgemalten Streifen aussah, nicht darum, Trends zu setzen. Das Karlsruher Konzert war reine Nostalgie – die Düsseldorfer hatten bereits zur Eröffnung des ZKM vor 25 Jahren gespielt. Wer gedacht hatte, bei solch quasi hundertprozentiger Elektropop-Musik käme alles aus der Konserve, wurde eines besseren belehrt: Die vier Kraftewerker „performten“, wie das heutztage heißt, live und in Echtzeit. Da kam es dann auch schon mal vor, dass ein paar Stellen nicht perfekt klangen und Ralf Hütter mit seinen verbalen Beiträgen – „Gesang“ mag man hier nicht sagen – Mühe hatte sich akustisch durchzusetzen.
Das Publikum am Kraftwerkabend in Karlsruhe war augenscheinlich keine typische ZKM-Zuschauerschaft, sondern Fans, deren Alter sich der Bandmitglieder näherte. Für viele war es vermutlich die erste Begegnung mit dem Zentrum für Kunst- und Medientechnologie in der Fächerstadt.