Der Mähnenibis [Lophotibis cristata] ist eine Vogelart, die in den Wäldern Madagaskars beheimatet ist. Mit ihren langen Schnäbeln suchen Mähnenibisse meist paarweise nach Insekten und Kleingetier. Auffällig und namensgebend sind der lange Federschmuck am Kopf und das ungewöhnliche, mantelartige Schultergefieder.
Seit Anfang des Jahres leben im Zoo Heidelberg zwei Mähnenibisse. Das Männchen ist eine Handaufzucht in zweiter Generation und zeigte sich im Umgang mit Artgenossen eher als ungesellig. Man ging daher davon aus, dass es eine erfolgreiche Aufzucht von Jungtieren nicht bewältigen könne. Hinzu kommt, dass sein Schnabel durch einen Unfall zur Hälfte abgebrochen ist, was ebenfalls als hinderlich für die Brautwerbung und bei der Aufzucht angenommen wurde.
Der konstante Rückgang der Populationen in freier Wildbahn führte zu einem steigenden Interesse der europäischen Zoos, eine Sicherheitspopulation aufzubauen. Erst seit einigen Jahren werden Mähnenibisse mit geringer Individuenzahl in wenigen europäischen Zoos gehalten. Die Zucht dieser seltenen Vogelart stellte sich bisweilen als schwierig dar. In den meisten Fällen konnten die Elterntiere ihren Nachwuchs nicht selbst aufziehen und die Sterblichkeit der Jungtiere war relativ hoch. Umso mehr freute sich der Zoo Heidelberg über den Nachwuchs, der sich bereits nach einem halben Jahr bei dem hier eingezogenen Mähnenibissen ankündigte. Zusammengestellt aus verschiedenen Zoos nahmen die beiden Ibisse das ihnen angebotenes Nest mit Nistmaterial an und zogen erfolgreich und harmonisch zwei Jungtiere selbst auf. Um optimale Ausgangsbedingungen für die Aufzucht zu gewährleisten, scheuten die Tierpfleger keine Mühen. „Es ist wichtig, dass die Vögel bei der Aufzucht ihrer Jungen ihre Ruhe haben. Um die Tiere nicht zu stören, haben wir die notwendigen Beobachtungen vor allem aus der Ferne gemacht. Wir haben eine Wärmelampe in direkter Umgebung zum Nest angebracht, da es zum Zeitpunkt der Aufzucht sehr viel geregnet hat und die Temperaturen relativ niedrig waren. Mähnenibisse nehmen tierische Nahrung zu sich, die leicht verderblich ist. Da die Jungvögel über den ganzen Tag verteilt von ihren Eltern gefüttert werden, war es notwendig vom frühen Morgen an viele Male am Tag frisches Futter bereitzustellen. Wir haben die Mähnenbisse über diese Zeitspanne etwa achtmal täglich gefüttert“, berichtet der Tierpfleger Simon Borchardt mit ein wenig Stolz.
Vor etwa 150 Mio. Jahren trennte sich die Insel Madagaskar vom afrikanischen Kontinent ab. Durch diese Isolierung entwickelte sich eine einzigartige Zusammensetzung an Tier- und Pflanzenarten, die in vielen Fällen ausschließlich auf dieser Insel vorkommen. Madagaskar war ursprünglich nahezu vollständig mit Wald bedeckt. Aufgrund des Raubbaus teurer Edelhölzer und der Schaffung landwirtschaftlicher Flächen schwindet der Waldbestand jedoch rasant. Heute macht der Wald Madagaskars nur noch 10 % seines ursprünglichen Bestandes aus. Damit schwindet der Lebensraum vieler Arten, darunter der des Mähnenibis.
Der Zoo Heidelberg unterstützt Artenschutzmaßnahmen in Madagaskar durch seine Mitgliedschaft in der AEECL1 (Association Européenne pour l’Etude et la Conservation des Lémuriens). Diese widmet sich vorrangig dem Schutz der Lemuren, welcher den Erhalt ganzer Ökosysteme voraussetzt und damit auch vielen anderen Tier- und Pflanzenarten zugutekommt. Erstmals in 2002 gab der Zoo Heidelberg finanzielle Unterstützung für den Aufbau von Zuchterhaltungsprojekten für Vögel aus Madagaskar.