Was lange währt, wird gut – nein, sogar imposant! Der Bauzaun aus Holz, den Kinder der Zooschule liebevoll mit wilden Tieren verzierten, zeugt schon lange als Zeichen der Veränderung. Seit letzter Woche sind endlich Bohrhammer, Bagger und Co im Einsatz, um für die Syrischen Braunbären ein wahres Paradies zu schaffen.
„Bevor dieses Bauprojekt beginnen konnte, galt es einige Hürden zu überwinden. Von der Finanzierbarkeit, über Prüfungen der ausbruchs- und anprallsicheren Verglasung bis hin zu virologischen Gutachten musste viel Zeit und Know-how investiert werden.“ erklärt Frank-Dieter Heck, Kaufmännischer Geschäftsführer des Zoos, die Verzögerungen des Baubeginns.
Die Erweiterung der Bärenanlage ist für die Syrischen Braunbären ein echter Gewinn. Die Fläche vergrößert sich um das Vierfache und liegt mit 1.650 qm weit über den neuen Anforderungen an die Haltung von Wildtieren. Naturboden, Hügel und Felsen bieten viel Struktur, die den Tierpflegern ausreichend Platz für die Beschäftigung ihrer Schützlinge ermöglicht. Ein Rüttelbaum trägt an seiner Spitze einen Korb, der von den Tierpflegern mit leckerem Obst und Gemüse gefüllt werden kann. Das sorgt für Beschäftigung der schlauen Tiere, die durch kräftiges Rütteln ein paar Leckerbissen aus dem Korb zu Boden befördern und so ergattern können. Große Glasflächen bieten den Besuchern eindrucksvolle Einblicke in das Gelände und das Badebecken, in dem die Tiere nach Herzenslust planschen und Futter herausangeln können.
Neben den drei Syrischen Braunbären leben noch vier Korsakfüchse, auch unter dem Namen Steppenfuchs bekannt, auf der Anlage, die reichlich Platz zum buddeln und Nahrung verstecken haben werden.
Syrische Braunbären sind eine Unterart der Braunbären. Mit der kleineren Körpergröße und dem hellen Fell unterscheiden sie sich von anderen Unterarten. Erwachsene männliche Tiere erreichen eine Körperlänge von bis zu 2,50i Metern und können über 350 kg wiegen. Die helle Fellfarbe verleitet so manchen Zoobesucher zu der Annahme, dass es sich um Eisbären handelt.
Der Lebensraum der Syrischen Braunbären erstreckt sich vom Kaukasus bis zum Nahen Osten. Diese Bärenunterart ist in freier Natur stark vom Aussterben bedroht. In seinem Lebensraum sorgen seit über 50 Jahren kriegerische Auseinandersetzungen dafür, dass sehr viele Menschen mit Schusswaffen unterwegs sind und auf die Bären schießen. Die Allesfresser verbringen viel Zeit damit, nach Nahrung zu suchen. Auf dem Speiseplan stehen Pflanzen, Knollen, Beeren und Aas. Fleisch und Fisch sind eine willkommene Abwechslung, jedoch jagen die Bären eher selten.
Auch im Zoo müssen die Bären auf Nahrungssuche gehen und sich anstrengen, um ans Futter zu gelangen. Die erweiterte Bärenanlage wird sehr viel Platz bieten, Futter und kleine Extras zu verstecken. Die Tierpfleger legen Geruchsspuren kreuz und quer im Gehege, indem sie Gewürze, Honig oder gar Parfum verteilen. Die Bären folgen der Spur, um herauszufinden, woher der Geruch stammt und werden am Ziel mit einer begehrten Leckerei wie Obststückchen oder Honig belohnt.
Eine mobile „Bärenbrücke“, die über einen Trockengraben führt, verbindet den alten mit dem neuen Teil der Anlage. Wird die Brücke eingezogen, können die Tierpfleger gefahrlos den Teil der Anlage betreten, wo keine Bären sind um das Gelände zum Beispiel zu reinigen oder Leckereien zu verstecken. Ein großer Gewinn für die dämmerungsaktiven Tiere ist zukünftig auch die Möglichkeit, nachts im Freien bleiben zu können. Eine über 2 Meter hohe Glaswand verhindert, dass leichtsinnige Nachtschwärmer in das Gelände eindringen.
Bereits ab Saisonbeginn 2015 stehen die Zoobesucher nach Eintritt durch die Drehkreuze unmittelbar vor der großzügigen Anlage und können die prächtigen Tiere dabei beobachten, wie sie ihr neues Zuhause erkunden.