Am Morgen des 21. August verstarb der 39-jährige Flusspferdbulle Maikel im Zoo Frankfurt. Am Sonntag zuvor war er den Tierärztinnen des Zoos von den Pflegern als auffällig gemeldet worden – er war appetitlos und hatte keinen Kot abgesetzt. Am Freitag, 22. August, wurde daher eine pathologische Untersuchung durchgeführt. Das Ergebnis: Maikel war eigentlich gesund, die Todesursache war ein Tennisball.
Mit über 39 Jahren war Maikel schon ein altes Flusspferd, trotzdem hätte er ohne die Gedankenlosigkeit eines Zoobesuchers noch gut und gern zehn Jahre leben können.
„Der Verlust eines solchen Tieres, das wir über eine so lange Zeit begleitet haben, wiegt immer schwer und macht uns natürlich sehr traurig“, so Zoodirektor Manfred Niekisch. „Wenn man dann aber feststellen muss, dass ein eigentlich kerngesundes Tier qualvoll sterben musste, weil ihm ein Zoobesucher einen Tennisball ins Maul geworfen hat, übersteigt die Wut auf diesen unbekannten Besucher die Trauer.
Leider kommen in Zoologischen Gärten immer wieder Tiere zu Tode, weil Besucher versehentlich oder sogar absichtlich Gegenstände ins Gehege oder sogar direkt ins Maul der Tiere werfen. Zoologische Gärten sind keine Hochsicherheitstrakte, es gehört zum Konzept, dass Besucher die Tiere nah erleben. Eine absolute Sicherheit vor dem Fehlverhalten einiger weniger Zoobesucher kann deshalb nicht verwirklicht werden“, so Niekisch weiter. Obwohl sich die Tierärztinnen in den letzten Tagen sehr intensiv um Maikel gekümmert hatten und das Tierpfleger-Team ihn ständig überwachte, hatte sich sein Zustand schnell verschlechtert. Die Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten bei einem Tier mit über zwei Tonnen Gewicht sind jedoch stark eingeschränkt. Es gab keine Chance, den Tennisball auch nur zu entdecken, geschweige denn zu entfernen.
Die Obduktion durch ein von der Fachärztin für Pathologie Anne Nesseler angeführtes Team des Hessischen Landeslabors, das der Zoo hinzugezogen hatte, ergab, dass der Tennisball den Darm verstopft hatte, wodurch sich der prall gefüllte Magen nicht mehr entleeren konnte und so zum qualvollen Tod führte. Der Zoo hat deswegen Strafanzeige gegen Unbekannt erstattet.
Maikel wurde im Juni 1975 im Zoo von Amsterdam geboren. Im Juli 1978 kam er nach Frankfurt. 1984 kam seine Partnerin Petra dazu. Petra und Maikel hatten zusammen fünf Jungtiere. Ein weiteres Jungtier zeugte Maikel im Zoo von Hannover, der den Bullen von 2004 bis 2006 zur Zucht ausgeliehen hatte. 2013 kam Maikels vierter Urenkel in Belgien zur Welt.
Die Flusspferd- und Nashorn-Anlage gehört zu den ältesten im Frankfurter Zoo. Schon lange steht das Areal auf der Liste notwendiger Neubauprojekte.
„Wir planen“, so Niekisch, „eine Afrika-Savanne, die nicht nur für die Nashörner und Flusspferde, sondern auch für Giraffen, Zebras und Antilopen eine artgemäße und großzügige neue Heimat werden soll.“
Wann die Pläne in die Tat umgesetzt werden können, hängt von der Bewilligung von Investitionsmitteln für den Zoo ab. Wie es konkret mit der Flusspferdhaltung weitergeht, kann der Zoo derzeit noch nicht sagen.
„Klar ist“, so der Zoodirektor, “dass wir in die existierende alte Anlage nicht wieder einen großen Flusspferdbullen setzen werden.“
Nach Tod des Flusspferdes "Maikel" – Polizei sucht Zeugen
Nach dem qualvollen Tod des Flusspferdes "Maikel" am 21.08.2014 im Frankfurter Zoo sucht die Polizei nach wie vor Zeugen.
Mittlerweile konnte die Tatzeit genauer eingegrenzt werden. Es wird derzeit davon ausgegangen, dass der Tennisball, der schließlich den Tod des Tieres verursacht hat, etwa um das Wochenende des 09. und 10. August geworfen wurde. Dieser Tatzeitraum ergibt sich aus dem Umstand, dass es mehrere Tage dauerte, bis der verschluckte Tennisball zu Verhaltensauffälligkeiten des Tieres führte, die schließlich am 17. August festgestellt wurden.
Hinweise nimmt der Kriminaldauerdienst (Tel. 069 / 755-53111) entgegen.