Elisabeth Gerhauser und ihre Kollegen vom Pflegekinder- und Adoptionsdienst des Landratsamtes haben eine schöne und wichtige, aber auch eine schwierige Aufgabe: Sie kümmern sich um Kinder in Not und setzen alles daran, diesen Kinder trotz schwieriger Ausgangslage die Möglichkeit zu geben, möglichst gesund an Leib und Seele heran zu wachsen.
„Das gelingt auch immer wieder“, so die gelernte Sozialarbeiterin. Dieses Gelingen ist aber zwingend an geeignete Pflegeeltern geknüpft. Denn oft müssen die Kinder auf Zeit, manchmal auch dauerhaft aus ihren Herkunftsfamilien heraus genommen werden. Geeignete Pflegeeltern aber sind selten und es gibt längst nicht so viele, wie Elisabeth Gerhauser und ihre Kollegen sich wünschen würden, um wirklich jedem Kind, das untergebracht werden muss, und seinen oft ganz individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden.
Der Grundsatz, nach dem Pflegeeltern für ein Kind gesucht werden und kein Kind für die Pflegeeltern, verdeutlicht das Dilemma. Deshalb werden auch ständig Familien oder Paare gesucht, die bereit sind, sich über entsprechende Vorbereitungskurse qualifizieren zu lassen und dann grundsätzlich für die Aufnahme eines oder mehrerer Pflegekinder bereit stehen. Wichtige Voraussetzungen sind, dass deren Vorstellungen „realistisch“ sind und sie für ihre Aufgabe eine gesunde Mischung aus Engagement und Distanz vermuten lassen. „Ein Pflegekind aufzunehmen ist eine wertvolle Aufgabe. Aber schwierig wird es, wenn mit dem Kind Erwartungen verknüpft sind oder wenn es „geheime Wünsche“ erfüllen soll“, erklärt Elisabeth Gerhauser. Zumal Pflegekinder sehr oft geprägt sind von den Schwierigkeiten, die sie erlebt haben, was sehr herausfordernd sein kann bei der Erziehung. Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den leiblichen Eltern muss gegeben sein und auch der Gedanke daran, dass das Kind irgendwann vielleicht zurückkehrt in die Herkunftsfamilie, darf nicht verdrängt werden.
„Im Moment haben wir einen besonderen Bedarf an Bereitschaftspflege“, erklärt Elisabeth Gerhauser. Das bedeutet, dass Kinder dort sehr kurzfristig – quasi „über Nacht“ – für bis zu drei Monate aufgenommen werden können, bevor sie im Anschluss entweder wieder zurück zu den leiblichen Eltern kommen oder in ein längerfristiges Pflegeverhältnis vermittelt werden. „Bei kleineren Kindern versuchen wir aber nach Möglichkeit einen Wechsel zu vermeiden, um die Bezugspersonen so stabil wie möglich zu halten“, erklärt die Fachfrau, die damit bei einem weiteren Phänomen ist: Der Bedarf an kurz- oder auch langfristigen Pflegeplätzen für Neugeborene und Säuglinge steigt. Wenn sich die extrem schwierige Lage schon in der Schwangerschaft einer Frau abzeichnet oder an deren bisheriger Geschichte abzulesen ist, nimmt der Allgemeine Soziale Dienst des Landratsamtes Kontakt mit dem Pflegekinderdienst auf – und am Ende steht manchmal die Erkenntnis, dass die ganze Palette an möglichen Unterstützungsmaßnahmen nicht greift und das Kind, wenn es dann geboren ist, direkt aus dem Krankenhaus in eine Pflegefamilie gebracht werden muss. „Da muss dann alles vorbereitet sein“, so Elisabeth Gerhauser.