Die Heidelberger Bahnstadt hat einen weiteren Meilenstein erreicht. Fünf Jahre nach dem ersten Baggerbiss auf dem Gelände des ehemaligen Güter- und Rangierbahnhofs wurde am Samstag, 19. Juli 2014, die Fertigstellung des ersten Bauabschnitts gefeiert. Die Bahnstadt ist eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Deutschlands – mit dem besonderen Kennzeichen, dass alle Gebäude nach Passivhausstandard errichtet werden.
Im Rahmen der offiziellen Einweihungsfeier lobte Dr. Nils Schmid, stellvertretender Ministerpräsident Baden-Württembergs und Finanz- und Wirtschaftsminister, das neue Quartier: „Mit der Bahnstadt entsteht eine der größten Passivhaussiedlungen der Welt. Sie ist ein Symbol für gelungenen Strukturwandel. Sie steht für die gelungene Verbindung von Tradition und Zukunft in der Wissenschaftsstadt Heidelberg. Denn hier verbinden sich modernes Wohnen, Wirtschaft und Wissenschaft auf einzigartige Weise“, so Dr. Schmid. Heidelbergs Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner sagte: „Die Bahnstadt ist ein Pionierprojekt und ein internationales Modell für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Wir schaffen einen ,Null-Emmision‘-Stadtteil. Die Vereinigung von Städtebau und Klimaschutz veranschaulicht, wie Bauvorhaben der Zukunft aussehen können.“
Planungen um zwei Jahre vorgezogen
Die Festgäste machten sich ein Bild von den Wohnquartieren zwischen der Schwetzinger Terrasse im Südosten und der Pfaffengrunder Terrasse im Zentrum der Bahnstadt. 762 Wohnungen sind hier entstanden, in denen bereits heute rund 2.000 Menschen leben. Die Nachfrage nach Wohnungen ist seit Projektbeginn so groß, dass die Planungen für den zweiten Bauabschnitt um zwei Jahre vorgezogen wurden. „Die Konzeption trifft offenbar den Bedarf der Mieter und Käufer, wie die dynamische Zunahme der Bevölkerung in der Bahnstadt eindrucksvoll dokumentiert. An dieser Stelle möchten wir uns auch herzlich für die Geduld und das Verständnis der Bewohner bedanken, die eine lebendige Baustelle in ihrer Nachbarschaft erlebt haben“, erklärte Helmut Schleweis, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Entwicklungsgesellschaft Heidelberg (EGH).
Bereits im Herbst dieses Jahres werden voraussichtlich die ersten Wohnungen des zweiten Bauabschnitts übergeben. „Wir können dieses hohe Tempo gehen, weil wir mit der Entwicklungsgesellschaft Heidelberg, vielen engagierten Bauträgern und weiteren Partnern hervorragend zusammenarbeiten – nicht nur beim Wohnungsbau, sondern bei der kompletten Infrastruktur. Wir realisieren hier das urbane Modell eines funktionsgemischten Stadtteils“, sagte Heidelbergs Erster Bürgermeister Bernd Stadel.
Mit dem Zollhofgarten ist das „grüne Herz“ der Bahnstadt bereits für die Öffentlichkeit freigegeben. Den Bewohnern werden künftig unter anderem zwei städtische Kindergärten und –tagesstätten, eine Grundschule, Spielplätze, Grünanlagen sowie ein Bürgerzentrum und ein Multiplex-Kino zur Verfügung stehen. Bis 2017 soll zudem ein Einkaufszentrum mit Supermärkten, einer Apotheke, einem Ärztehaus sowie Restaurants und Cafés entstehen.
Neben dem Wohnen sind Wissenschaft und Gewerbe wichtige Bestandteile der Bahnstadt. 7.000 neue Arbeitsplätze sind geplant, vor allen in Forschung und wissenschaftsbasierten Unternehmen. Die SkyLabs, das mit 19.000 Quadratmetern größte Laborgebäude und Herzstück des neuen Bahnstadt Campus, wird voraussichtlich Ende 2014 komplett bezogen sein.
Der immer lebendiger werdende Stadtteil mit dem wegweisenden Energiekonzept zieht zunehmend das Interesse internationaler Besucherdelegationen und Stadtplaner auf sich. Die Vorreiterrolle, die Heidelberg mit dem Bahnstadt-Projekt beim Klimaschutz einnimmt, hatte zuletzt im April formelle Anerkennung gefunden, als die Bahnstadt als „Passivhaus-Region des Jahres“ ausgezeichnet wurde. Bei dem internationalen Wettbewerb „Passive House Award 2014“ hatten sich weltweit mehr als 100 Projekte aus 20 Ländern in insgesamt sechs Kategorien beworben.
Hintergrund Bahnstadt:
Die Bahnstadt ist eines der größten Stadtentwicklungsprojekte in ganz Deutschland. Das Areal ist mit 116 Hektar fast so groß wie die Heidelberger Altstadt. Es liegt auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofes. Der Hauptbahnhof ist wenige Gehminuten entfernt.
Auf dem Areal entsteht ein funktionsgemischter Stadtteil mit Raum für Wohnen, Wissenschaft und Gewerbe. Alle Gebäude müssen nach Passivhausstandard errichtet werden. Rund 5.000 Menschen werden später in dem Gebiet leben, dazu kommen etwa 7.000 Arbeitsplätze, vor allem in Forschung und wissenschaftsbasierten Unternehmen. Die Stadt arbeitet mit der eigens gegründeten Entwicklungsgesellschaft Heidelberg (EGH) zusammen, die einen Großteil der Flächen entwickelt und vermarktet. Rund zwei Milliarden Euro, so die Schätzungen, werden in dem Stadtteil investiert.