In zentraler Lage von Heidelberg entsteht derzeit mit der Bahnstadt ein neuer Stadtteil mit einer Mischung aus Wohnen, Wissenschaft und Gewerbe – komplett in Passivhaus-Bauweise. Mit der Fertigstellung des ersten Bauabschnitts ist ein weiterer Meilenstein bei einem der größten Stadtentwicklungsprojekte in Deutschland erreicht. Am Samstag, 19. Juli 2014, wird dies bei einem Fest rund um die Kindertagesstätte „Schwetzinger Terrasse“ gefeiert.
„Die Bahnstadt ist schon heute eine Erfolgsgeschichte“, sagt Heidelbergs Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner. Auf dem Areal sollen künftig rund 5.000 Menschen wohnen und etwa 7.000 ihren Arbeitsplatz haben. Die Nachfrage ist groß. „Das Angebot kommt so gut an, dass wir schon mehr als zwei Jahre vor Plan sind“, sagt Oberbürgermeister Würzner. Aktuell leben rund 2.000 Menschen in Heidelbergs neuestem Stadtteil. Auch Unternehmen haben die Attraktivität des neuen Standorts längst entdeckt. Die SkyLabs – mit neun Stockwerken und 19.000 Quadratmeter an Büros und Laborflächen – werden voraussichtlich Ende 2014 komplett bezogen sein.
Durch den raschen Zuzug wird allerdings auch die Infrastruktur schneller benötigt. Die Stadt Heidelberg spürt das beispielsweise bei der Nachfrage nach Kindergartenplätzen und reagiert darauf mit einer vorgezogenen Lösung: Ab September wird die städtische Kita Schwetzinger Terrasse erweitert. „Wir gehen jedoch aufgrund der sehr guten Entwicklung der Bahnstadt inzwischen davon aus, dass selbst diese zusätzlichen Kapazitäten nicht ausreichen werden“, sagt Myriam Feldhaus, Leiterin des Kinder- und Jugendamtes. Die Stadt prüft deshalb derzeit weitere Optionen.
Mit dem Zollhofgarten ist das „grüne Herz“ der Bahnstadt Ende Juni 2014 für die Öffentlichkeit freigegeben worden. Ende Juli 2014 erfolgt zudem die offizielle Einweihung der von der Stadt sanierten Güterhallen, in denen unter anderem die bekannte Veranstaltungsstätte „Halle 02“ beheimatet ist. In den kommenden Jahren wird die Infrastruktur im Stadtteil immer weiter ausgebaut. Den Bahnstadt-Bewohnern werden unter anderem ein Bürgerzentrum, eine Grundschule, ein Multiplex-Kino, ein Nahversorgungszentrum, ein Ärztehaus sowie Restaurants und Cafés zur Verfügung stehen.
Alle Gebäude werden dabei flächendeckend nach Passivhaus-Standard gebaut. Die Bahnstadt ist damit die derzeit größte Passivhaussiedlung weltweit. Im April 2014 erhielt der Stadtteil dafür beim internationalen Wettbewerb „Passive House Award 2014“ die Auszeichnung „Passivhaus-Region des Jahres“. Die energiesparende Bauweise ist aber nur ein Teil eines auf Nachhaltigkeit im Stadtteil ausgelegten Energiekonzepts. So wird der verbleibende Energiebedarf fast vollständig aus regenerativen Energien gedeckt – dank des neuen, für 20 Millionen Euro errichteten Holz-Heizkraftwerks. Es wurde im April 2014 offiziell in Betrieb genommen. Zwei geplante Straßenbahnlinien und eine fahrradfreundliche Verkehrsplanung erlauben es zudem, das Auto stehen zu lassen.
Hintergrund Bahnstadt
Die Bahnstadt ist eines der größten Stadtentwicklungsprojekte in ganz Deutschland. Das Areal ist mit 116 Hektar größer als die Heidelberger Altstadt. Es liegt auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofes. Der Hauptbahnhof ist wenige Gehminuten entfernt, in die Altstadt sind es zehn Minuten mit Fahrrad oder Straßenbahn und am südlichen Rand des Gebietes liegen Felder.
Alle Gebäude im Stadtteil werden nach Passivhausstandard errichtet. Die Stadt arbeitet bei der Entwicklung eng mit der eigens gegründeten Entwicklungsgesellschaft Heidelberg (EGH) zusammen, die einen Großteil der Flächen entwickelt und vermarktet. Rund zwei Milliarden Euro, so die Schätzungen, werden in dem Stadtteil investiert.