Lambrechter Heimatabend

Das jüngstvermählte Brautpaar Cathrin und Daniel Schulte (2.v.l., 3.v.l.) und der Tributbock Daniel, der Helmut hieß, sowie Bürgermeister und Beigeordnete aus Lambrecht und Deidesheim

Traditionell am Pfingstsonntag wird in Lambrecht der Heimatabend veranstaltet. Dieses Jahr stand am 08.06.2014 der Heimatabend unter den "speziellen Vorzeichen" Kommunalwahl und brütende Hitze. Trotz der Hitze kamen ca. 350 Menschen.

Die Stadtkapelle Lambrecht spielte ab 17:30 Uhr zur Unterhaltung. Statt 18 Uhr begann der Heimatabend jedoch um 18:30 Uhr. Die Auszählung bei der Stichwahl der Kommunalwahl erforderte einen hohen Personaleinsatz, sodass der Heimatabend später begonnen wurde und nur ein kurzes Theaterstück aufgeführt wurde. Gewählt wurde das dritte Bild des Geißbockfestspiels, "Der Prozess" von Luitpold Seelmann.

Die Geißbockgeschichte ist Jahrhunderte alt. Das Theaterstück spielt im Jahr 1851, genauer am 10. Juni. Es ging um Weiderechte. Die Stadt Deidesheim hatte die Stadt St.Lambrecht-Grevenhausen verklagt, da die gelieferten Geißböcke nicht den Anforderungen entsprach. Der Staatsanwalt vertrat die Meinung der Stadt Deidesheim, der Rechtsanwalt der Stadt St.Lambrecht-Grevenhausen trug die Argumente der Gegenseite vor. 
"Böswilliges Verhalten scheidet aus, daher müsse die Stadt St.Lambrecht-Grevenhausen freigesprochen werden." Außerdem hätten sich die Deidesheimer Geißen bei den Lambrechter Böcken sehr wohl gefühlt.

Das Gericht zog sich sich zu einer kurzen Beratung zurück. Danach wurde verkündet, dass die Klage Deidesheim unbegründet sei. Die Lieferverzögerung sei nicht böswillig geschehen, Amtsträgerbeleidigungen seien unerheblich. Die Kosten des Gerichtsprozesses müsse Deidesheim übernehmen. Die Stadt St.Lambrecht-Grevenhausen erhielt die Auflage, für 7 Jahre sieben Geißböcke nachzuliefern. Ein Kompromiss, mit dem beide Seiten leben konnten.

Nach dem Theaterstück wurde der Geißbock offiziell übergeben 

Bürgermeister Michael Stöhr sagte, dasss die Wurzeln des Geißbockbrauchs im Mittelalter liegen, eine über 600 Jahren alte Tradition. Deidesheim hatte damals mit der Aufkündigung der Weiderechte gedroht.

Die Kommunalwahlkampf war verantwortlich, dass das Theaterstück so kurz war. Es wurde von Luitpold Seelmann geschrieben. Sein Sohn Ulrich war in der Rolle es des Lambrechter Bürgermeisters zu sehen.

Michael Stöhr dankte allen Akteuren. Ute Hinrichs vom Verkehrsverein Lambrecht hatte für die Zuschauer 500 Geißböcke gebacken. Michael Stöhr begrüßte die Deidesheimer Weinprinzessin Kristin Otte, den Deidesheimer Stadtbürgermeister Manfred Dörr und die Deidesheimer Beigeordnete Renate Klingelmann. Weiter hieß er drei Jubiläumsbrautpaare auf der Bühne willkommen. Das aktuelle Brautpaar Cathrin und Daniel Schulte wurde vom Büttel Karl-Philipp Sauer, der für seinen Sohn einsprang, auf die Bühne geführt. Das jüngstvermählteste Lambrechter Brautpaar hatte sich am Samstag im Zunfthaus das Ja-Wort gegeben.

Respekt vor dem kraftvollen Tier

Der Geißbock Helmut, der bei einem Fototermin als prächtiger und temperamentvoller Bock dargestellt wurde, hat auch bis heute nichts an Energie verloren. Bürgermeister Stöhr sagte noch "er ist heute recht friedlich", um bei der nächsten schnellen Bewegung des Geißbocks schnell hinzuzufügen "Geh merr weg!". Michael Stöhr beschrieb, wie der Geißbockbrauch im Jahr 2025 aussehen könnte. Es gebe dann vielleicht keinen Bock, sondern das Tier müsse möglicherweise geschlechtsneutral benannt werden, z.B. "Geiß männlich/weiblich zur Nachzucht geeignet". Es sei ihm wichtig, dass das Brauchtum gepflegt wird und appellierte an alle Beteiligten. Er dankte besonders dem Verkehrsverein als Hüter des Brauchtums.

Prüfung des Bocks durch Deidesheimer Augen

Manfred Dörr, Stadtbürgermeister von Deidesheim, sagte, es sei einfacher eine Harley Davidson zu steuern, als diesen Geißbock. "Der Geißbock ist wichtig für unsere Geschichte, das wissen auch die Deidesheimer", so Manfred Dörr. Die Deidesheimer Weinprinzessin Kristin Otte erhielt zuerst den Auftrag, den Bock auf seine Geschlechtsmerkmale zu prüfen (Bien cornu et bien capable), doch sie wurde kurzfristig wieder von dieser schamesrötetreibenden Aufgabe erlöst, worüber sie nicht unglücklich schien.

Um 19:45 Uhr war der offizielle Teil beendet. Michael Stöhr dankte noch der Stadtkapelle Lambrecht und lud alle Anwesenden ein, am Dienstag nach Pfingsten um 5:30 Uhr (Treffpunkt Friedrich-Ebert-Platz) gemeinsam den Geißbock nach Deidesheim zu bringen. Er hoffe auf einen guten Erlös des Bockes. 

Fernsehtipp:

Der Heimatabend wird an zwei Terminen (15.06.14 – 17 Uhr und 21.06.14 – 18 Uhr) im Offenen Kanal gesendet.