In Speyer berichtet Wissenschaftler von den verheerenden Folgen des Goldabbaus in Peru

Das Gold von Cajamarca

Goldmine in Peru

„Die Region um Cajamarca in den peruanischen Anden war schon immer arm. Durch den Bergbau, vor allem durch den Goldabbau im großen Stil, ist sie noch ärmer geworden. Wenn der Ausbau der Minen weitergeht, wird sich die Situation weiter verschärfen.“

Die Situationsbeschreibung von Dr. Nilton Deza Arroyo fällt düster aus. Der Biologe und Professor für Umweltwissenschaften an der Universität von Cajamarca warb am 26. Mai bei einem Pressegespräch in der Redaktion des „pilger“ um Unterstützung beim Kampf gegen eine fortschreitende Umweltzerstörung, welche die Lebensgrundlagen Zehntausender von Camesinos und eine ganze Region bedroht.

Als Wissenchaftler und Aktivist in Sachen Umweltschutz in den Nordanden Perus begleitet Nilton Deza seit Anfang der 1990er Jahre die Bergbauproblematik in der Region, wo nur wenige Kilometer von der 300000-Einwohner-Stadt Cajamarca entfernt mehrere Minen betrieben werden. Die Folgen von 20 Jahren Goldförderung sind verheerend: Beim Goldabbau im offenen Tagebau kommt es zu gravierendem Landschaftsverbrauch, werden ganze Berge abgebaggert, Ökosysteme irreversibel zerstört und das Mikroklima verändert, wie Dr. Deza erläuterte. Der intensive Wasserverbrauch führt zu Wassermangel in den umliegenden Gemeinden. Chemikalien wie Zyanid vergiften Wasser, Luft und Boden. Auch auf den Abraumhalden befindet sich schwermetall- und arsenbelastetes Gestein, das mit der Zeit vom Regen ausgewaschen wird. Die Menschen leiden unter Haut- und Atemwegserkrankungen, Cajamarca hat die höchste Rate von Darmkrebserkrankungen im ganzen Land.

Aber es geht um Gold, viel Gold – und um hohe Gewinne. Bereits jetzt betreibt das us-amerikanische Unternehmen Newmont über seine Tochterfirma Yanacocha die größte Goldmine Lateinamerikas in der Region Cajamarca. .Jetzt soll der bestehenden Goldmine ein weiteres, großes Projekt hinzugefügt werden. Das neue Projekt trägt den Namen „Conga“ und liegt in einer ökologisch wertvollen Region mit Lagunen (Seen) und Quellgebieten von Flüssen, die für den gesamten Wasserhaushalt der Region wichtig sind. Hier entspringen Bäche und Flüsse, die weiter unten im Tal die Felder der Bauern mit Wasser versorgen. Schon jetzt leiden die Menschen der Region unter den Folgen des Bergbaus. Jeden Tag werden Zehntausende Tonnen Gestein bewegt, zerkleinert und mit giftigen Chemikalien behandelt, um das Gold daraus zu lösen. Dabei werden Unmengen Wasser verbraucht – und vergiftet.

Für das Projekt Conga sollten jetzt vier Bergseen trockengelegt und durch künstliche Wasserreservoirs ersetzt werden. Nilton Deza hält das für nicht hinnehmbar. „Hier wird Raubbau an der Natur betrieben, und es werden auf Kosten des Staates ökologisch fragwürdige Maßnahmen ergriffen, von denen nur die Bergbaukonzerne profitieren“, betont er. Beim Gespräch in der Pilger-Redaktion wies Deza auch darauf hin, dass die Weltbank an dem Großprojekt beteiligt ist – und als einer der größten Geldgeber die Deutsche Bank. Als „hoch problemtisch“ bewertet der Wissenschaftler das Freihandelsabkommen zwischen den USA und mehreren lateinamerikanischen Ländern wie Peru. Dieses Abkommen mache einen erfolgreichen Kampf gegen die nordamerikanischen Bergbaukonzerne fast unmöglich.

Die Bauern aus der Region von Cajamarka und Bambamarca sind wegen der umweltzerstörerischen Pläne trotzdem auf die Barrikaden gegangen. Sie mussten einen hohen Preis bezahlen – es gab Tote, Verhaftungen, Aktivisten der Umwelt- und Menschenrechtsbewegung wurden unter Druck gesetzt. Nilton Deza kritisierte in diesem Zusammenhang die Haltung des Bischofs und der Bistumsleitung von Cajamarca, die sich nicht deutlich genug vor die protestierenden Bauern stellten. Ausdrücklich bedankte er sich bei der Misereor-Partnerorganisation „Grufides“, die die bedrängten Campesinos mit juristischer Beratung, wissenschaftlichen Gutachten und anderen Maßnahmen unterstützten. „Das ist für sie wichtig, gibt ihnen Hoffnung.“

Weihbischof Otto Georgens betonte bei dem Pressegespräch den Aufrag der Kirche. „Wenn Lebensgrundlagen der Menschen zerstört werden, kann die Kirche nicht schweigen, dann ist – im Fall der Goldminen von Cajamarca – ihr Platz an der Seite der Bauern, deren Existenz bedrpht ist“, unterstrich er.