Viele Jahre lang war die Gemeinschaftsunterkunft im Ubstadt-Weiherer Ortsteil Zeutern die einzige Asylbewerberunterkunft im Landkreis Karlsruhe. Nun wird die in die Jahre gekommene Einrichtung erneuert.
Mit einem symbolischen ersten Spatenstich begannen am vergangenen Freitag die Bauarbeiten für die ersten zwei Unterkunftsgebäude. Der Bau zwei weiterer Gebäude und die Sanierung des derzeitigen Verwaltungstraktes erfolgen im Anschluss. Erweitert werden die Kapazitäten dadurch nicht; wie bisher werden auch künftig rund 200 Asylbewerber Platz auf dem Gelände haben.
Als Partner hat der Landkreis Karlsruhe, dem die derzeitige Immobilie gehört, die Familienheim Bruchsal gewonnen. Die Baugenossenschaft tritt als Bauherr auf und vermietet die Räumlichkeiten anschließend an den Landkreis. "Die Unterbringung von Asylbewerbern stellt uns vor große Herausforderungen", sagte Landrat Dr. Christoph Schnaudigel und wies darauf hin, dass sich die Zahl der unterzubringenden Asylbewerber innerhalb eines Zeitraumes von eineinhalb Jahren von 200 auf heute 1.000 verfünffacht hat. Im Laufe des Jahres müssen voraussichtlich weitere 500 Plätze eingerichtet werden, um die vom Land Baden-Württemberg zugewiesenen Asylbewerber aufnehmen zu können. „Die neue Regelung, wonach jedem Asylbewerber anstatt 4,5 m²ab dem Jahr 2016 7,0 m² zur Verfügung stehen müssen, ist im Interesse der Menschen zwar geboten, erleichtert die Aufgabe aber nicht. Gleichwohl wurden die neuen Räumlichkeiten hier in Zeutern aber schon im Hinblick auf die künftigen Anforderungen konzipiert", unterstrich der Landrat.
Gleichzeitig kritisierte er die unzureichende Finanzausstattung des Landes, die dazu führt, dass der Landkreis bei der Betreuung und Unterbringung der Asylbewerber bereits mit rund vier Millionen Euro in Vorleistung treten musste.
Besonderen Dank stattete der Landrat den Kommunen ab; ohne deren Unterstützung der Kraftakt nicht möglich wäre, betonte er, ebenso dankte er den ehrenamtlichen Helfern, die zusammen mit den hauptamtlichen Kräften die Betreuung der Asylbewerber sicherstellen.
Bürgermeister Tony Löffler bezeichnete das Projekt als tragfähige Lösung und freute sich, dass damit die Unterbringung verbessert wird. Noch besser wäre aus seiner Sicht aber eine rasche Verfahrensdauer, damit die Asylbewerber erst gar nicht so lange in der Gemeinschaftsunterkünften verbleiben müssen. Geschäftsführer Martin Radke wies darauf hin, dass die Familienheim Bruchsal als 1947 gegründete Genossenschaft große Erfahrungen habe, die Wohnungsnot insbesondere auch von Flüchtlingen zu lindern. Architekt Heiko Zirpel führte aus, dass die Neubauten in Holzständerbauweise nach neuestem energetischen Standard errichtet werden.
Bereits Ende des Jahres sollen die ersten zwei Gebäude stehen. Nach deren Bezug kann dann der bisherige Wohntrakt abgebrochen und durch Neubauten ersetzt werden. Durch eine quadratische Anordnung der Baukörper werde eine Art Campus mit zentraler Grünfläche entstehen. 4 Mio. EUR wendet das Familienheim Bruchsal für diese Maßnahme auf. Nach der Fertigstellung mietet der Landkreis Karlsruhe das Gebäude langfristig an.