Die „gute Stunde“ verging am Freitag, 09.05.2014, wie im Fluge, als der Ortsbürgermeister rund ein Dutzend interessierte Bürgerinnen und Bürger durch den Ortskern von Rheinzabern führte. Viele Hintergrundinformationen zu Gebäuden und Plätzen ließen diese lebendig werden.
Die Einordnung des Lokalen in europäische Geschichte und Strukturen ließ aus dem Alltäglichen etwas Besonderes werden: Römer, Mönche, Fürstbischöfe, Habsburger, Kaiser, Reformatoren und Imperatoren hinterließen auch hier ihre Spuren. Die Lage an einer Nord-Süd-Achse brachte seit den Römern Wohlstand und Wehe, Handel und Heere, Freund und Feind. Aus dem Grenzland ist längst wieder eine Lage im friedlichen Herzen Europas geworden.
Am Flachsmarkt schlug Gerhard Beil den Bogen zur Jahrhunderte lang betriebenen kleinbäuerlichen, zersplitterten Landwirtschaft in bedrückender Enge. Der Flachsanbau als Basis für die heimische Textilherstellung und Leineweberei wurde durch billige Baumwolle aus den Kolonien ruiniert. Globalisierung schon vor 150 Jahren. Flachsverarbeitung war aber auch eine ungesunde Knochenarbeit, weswegen sie durch den Tabakanbau abgelöst wurde, ein ebenfalls arbeitsintensives Feld, doch gab es lange Zeit billige Arbeitskräfte zur Genüge. Nach dem Tabak-Zeitalter haben die wenigen Landwirte neue Einkommensquellen erschlossen, vom Gemüse- und Obstanbau bis zur Herstellung von feinen Ölen. All dies wird in einer Info-Tafel dokumentiert, wenn das Plätzchen am Flachsmarkt mit rekonstruiertem Brunnen fertig ist. Der Planer ist bereits kräftig bei der Arbeit. Die historische Laterne steht bereits.
Natürlich konnte die Führung nicht mehr als ein Appetitanreger sein, sich mit einer liebenswürdigen Gemeinde im Herzen Europas näher zu beschäftigen.