Im Dezember 2011 waren in Baden-Württemberg 278 295 Personen pflegebedürftig im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes. Nach einer Modellrechnung des Statistischen Landesamtes, die zur Messe »Pflege & Reha« in Stuttgart vorgelegt wurde, könnte die Zahl der Pflegebedürftigen in Baden-Württemberg allein aus demografischen Gründen bis zum Jahr 2030 um 102 700 zunehmen und damit auf rund 381 000 Menschen steigen.
Dies wäre ein Anstieg um 37 Prozent. Bis zum Jahr 2050 könnte die Zahl pflegebedürftiger Menschen sogar um 80 Prozent zunehmen und damit um fast 224 000 Personen auf dann rund 502 000 Pflegebedürftige steigen. Im Jahr 2030 würde sich für Baden-Württemberg somit eine Pflegequote von 3,67 % errechnen, für 2050 sogar von 5,24 %. Die Pflegequote im Jahr 2011 lag bei 2,58 %.
Nach den Ergebnissen dieser neuen Modellrechnung wird die Zahl der pflegebedürftigen Frauen mit rund 238 000 bis 2030 um 32 Prozent oder rund 58 000 steigen, während die Zahl der männlichen Pflegebedürftigen mit über 142 000 um 45 Prozent oder rund 44 000 zunehmen könnte.
Je nach Pflegeart fällt die Zunahme bis zum Jahr 2030 jedoch unterschiedlich aus. Die Zahl der vollstationär Untergebrachten würde mit 47 Prozent von allen drei Pflegearten am stärksten steigen, von 87 970 auf fast 129 000 Personen. Die Zahl der ambulant Gepflegten könnte demnach bis 2030 von 57 617 auf rund 83 000 Personen zunehmen, d.h. um 44 Prozent. Deutlich darunter läge dagegen die Zunahme bei den Pflegegeldempfängern, also der Personen, die ausschließlich durch ihre Angehörigen versorgt werden. Hier beträgt der Zuwachs nach der Modellrechnung 28 Prozent, d.h. die Zahl der Pflegegeldempfänger würde von 132 708 auf rund 169 000 Personen zunehmen. Wurden 2011 noch 48 Prozent aller Pflegebedürftigen zu Hause von ihren Angehörigen gepflegt, könnte dieser Anteil bis 2030 auf 44 Prozent sinken. Der Anteil der stationär gepflegten Menschen würde dagegen von 32 Prozent auf 34 Prozent ansteigen, während sich nach der Modellrechnung im ambulanten Bereich der Anteil der Pflegebedürftigen von heute 21 Prozent auf 22 Prozent in Zukunft nur unwesentlich verändern würde.
Annahmen der Modellrechnung: Die Modellrechnung des Statistischen Landesamtes unterstellt dabei, dass sich die derzeitigen Pflegewahrscheinlichkeiten in den kommenden Jahren nicht wesentlich verändern (Status-Quo-Rechnung). Da sich die Pflegehäufigkeiten sowohl nach dem Geschlecht wie auch nach der Art der Pflege stark unterscheiden und auch nach den Altersjahren variieren, wurden die Pflegehäufigkeiten für die einzelnen Jahrgänge nach dem Geschlecht sowie nach der Art der Pflege getrennt ermittelt. Bei dieser Modellrechnung bleibt allerdings die Möglichkeit unberücksichtigt, dass die bis 2030 bzw. 2050 zu erwartende Verlängerung der Lebenszeit unter Umständen auch zu einer Veränderung des Pflegerisikos führen wird. Weiter ist zu bedenken, dass der derzeit mit 48 Prozent noch recht hohe Anteil von Pflegegeldempfängern vor allem als Folge der Veränderungen in den Familienstrukturen deutlich zurückgehen könnte und stattdessen professionelle Einrichtungen stärker in Anspruch genommen werden. Es ist zudem festzuhalten, dass dieser Vorausrechnung die Bevölkerungsvorausrechnung für Baden-Württemberg mit dem Bevölkerungsstand zum 31. Dezember 2008 zugrunde liegt.
Ausgehend von der Zahl der hochgerechneten Pflegebedürftigen, die von ambulanten und stationären Einrichtungen versorgt werden, kann auch auf den wahrscheinlichen zukünftigen Bedarf an Pflegekräften geschlossen werden. Die Modellrechnung geht dabei davon aus, dass sich das Verhältnis von Pflegebedürftigen zu Pflegepersonen bis 2030 nicht wesentlich ändert. Dann würde sich bis 2030 der Bedarf an Pflegekräften und sonstigem Pflegepersonal von 115 530 Beschäftigten im Jahre 2011 um 45 % erhöhen und läge somit bei rund 168 000 Personen.
Die tatsächliche Entwicklung bei den Pflegebedürftigen sowie bei den Pflegekräften kann nicht punktgenau bestimmt werden. Die aufgezeigte langfristige Entwicklung hat Modellcharakter und zeigt, wie sich unter den getroffenen Annahmen die Zahl der Pflegebedürftigen bzw. die Zahl der Pflegekräfte entwickeln könnte. Dabei wird der Verlauf der maßgeblichen Einflußgrößen (auch der Bevölkerungsstruktur) mit zunehmendem Abstand zum Basiszeitpunkt immer schwerer vorhersehbar.