Menschen mit Behinderungen die Möglichkeit zu geben, gleichberechtigt am Leben teilzuhaben, ist nicht nur erklärtes Ziel der freien, demokratischen Gesellschaft der Bundesrepublik. Die Vereinten Nationen definieren es als Menschenrecht. Wie man dieses Ziel erreichen kann, wo noch dringender Handlungsbedarf ist, wie es um die Erfahrungen, Wünsche, politischen, finanziellen und gesetzlichen Rahmenbedingungen bestellt ist – das stand im Mittelpunkt einer engagierten Diskussionsrunde in der Maimarkt-Sonderschau Inklusion.
„Gemeinsam stark sein – aktiv leben mit und ohne Beeinträchtigung“. Mit Vertreterinnen und Vertretern von Institutionen, Verbänden und Selbsthilfe-Gruppen war die Runde zum Thema „Gleiche Chancen für Menschen mit Behinderungen“ hochkarätig und authentisch besetzt.
Wo liegen die Barrieren in der täglichen Praxis für die Betroffenen? Wer ist in welcher Weise betroffen? Wenn die Straßenbahn kommt – wie erfährt ein blinder Mensch, welche Linie es ist und wohin sie fährt? Wie hoch ist die Hürde „Randstein“ für einen Rollstuhlfahrer? Kommunikation ist hier der entscheidende Ansatzpunkt für alle Akteure der Sonderschau bei ihrem Maimarkt-Auftritt. Es geht darum, Verständnis zu wecken, einen Zugang zur Erlebniswelt und den Problemstellungen zu schaffen und vor allem manches Missverständnis auszuräumen. Und es bleibt viel zu tun, auch wenn die Metropolregion schon mit vielen guten Beispielen aufwartet – z.B. wenn Verkehrsbetriebe oder Finanzinstitute mit Behindertenverbänden zusammenarbeiten.
Was oft nicht gesehen wird: Barrierefreiheit z.B. bei neuen Bauprojekten vorzugeben oder bestehende Gebäude und Plätze nachzurüsten, geht nicht zum Nulltarif. Aber, so betonten die Teilnehmer, der Mehrwert ist erheblich – und nicht nur für Menschen mit Handicap: Barrierefreiheit ist Lebensqualität für alle. Mittlerweile wird in Wohnungsanzeigen auch mit Barrierefreiheit geworben. Gleichzeitig wurde die Wohnungspolitik bemängelt: Barrierefreie Wohnungen sind auf dem freien Markt Mangelware und oft kaum bezahlbar.
Auch in Sachen Denkmalschutz, der Gebäude vor Veränderungen schützt, sehen die Betroffenen Handlungsbedarf: Für historische Gebäude müsse für Behinderte das Hinkommen, Reinkommen und Klarkommen gesichert sein. Es gehe um den Kompromiss und den politischen Willen für die Finanzierung: Wer Inklusion wolle, finde Lösungen. Wer Inklusion nicht wolle, finde Entschuldigungen und Ausreden, so das Fazit.
Bis zum 6. Mai nutzen die Träger der Sonderschau den Maimarkt als Forum, sich öffentlich zu artikulieren, sich mit Besucherinnen und Besuchern auszutauschen und Verantwortliche in der Kommunal- und Landespolitik aufmerksam zu machen.
An der Diskussionsrunde nahmen teil:
Gerd Weimer, Beauftragter der Landesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen
Klaus Dollmann, Beauftragter für Menschen mit Behinderung der Stadt Mannheim
Eva Wittmann, Geschäftsführerin Reha Südwest Regenbogen gGmbH
Karlheinz Schneider, Vorsitzender Badischer Blinden- und Sehbehindertenverein V.m.K.
Horst Hembera und Heinrich Schaudt, AG Barrierefreiheit
Jürgen Andreas Gergely, Geschäftsbereich Recht und Wirtschaftsförderung der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald
Thomas Czech, Stabsabteilung Unternehmensentwicklung der RNV
Moderation: Gerhard Mandel, SWR-Redaktionsleiter