Aus Baden, der Pfalz und dem Saarland sind im Oktober 1940 rund 6.500 Jüdinnen und Juden in den „Vorhof der Hölle“ der Vernichtungslager deportiert worden, ins südfranzösische Lager Gurs in den Pyrenäen. Unter Federführung der Stadt Karlsruhe pflegen Städte und Gebietskörperschaften aus dem deutschen Südwesten seit den 1960er Jahren die Gedenkstätte in Gurs und reisen jedes Jahr zum Gedenken der Opfer dort hin.
Die Federführung lag 2014 in Händen der Stadt Freiburg und ihres Oberbürgermeisters Dr. Dieter Salomon, die Karlsruher Gruppe leitete Bürgermeister Wolfram Jäger. Salomon erinnerte daran, dass die Deportation in den Tagen des jüdischen Laubhüttenfestes stattfand, mit dem das jüdische Volk des Auszugs aus Ägypten gedenkt. Das Gurs-Netzwerk der Städte sei ein trauriger Zusammenhalt, eine historische Gemeinsamkeit von Tod, Vertreibung und Ausgrenzung. Die gemeinsame Geschichte der Deportation sei aber auch eine gemeinsame Verpflichtung des Erinnerns an die Menschen, die in Gurs gestorben sind oder – wie die allermeisten – von dort aus in die Vernichtungslager im Osten gebracht wurden. „Wir tun dies mit dem ,Tag der Deportierten’ hier auf dem Friedhof“, sagte Salomon weiter und nannte weitere Mahnmale auch in den badischen Städten, etwa ein Bronzerelief am Freiburger Hauptbahnhof.
Besonders begrüßte er Paul Niedermann, der als Jugendlicher aus Gurs fliehen konnte und als einer der letzten lebenden Zeitzeugen seit vielen Jahren unermüdlich über seine Erlebnisse berichtet. Auch diesmal hat Paul Niedermann mitgereisten jungen Leuten das Schicksal der Deportierten nahe gebracht. Salomon zitierte Niedermanns Lebenserinnerungen „Auf Hass lässt sich nicht bauen“. Paul Niedermann trage keinen Hass in sich, sondern schaue nach vorne, suche das Gespräch mit jungen Leuten, damit nie wieder geschehe, was er in Gurs erlebt habe. Eine Unterrichtsstunde mit Paul Niedermann könne mehr bewirken als ein gesamter Geschichtskurs, betonte Salomon.
Aus ganz Baden und der Pfalz waren rund zwei Dutzend Jugendliche bei den Gedenkfeierlichkeiten und im Gespräch mit Paul Niedermann, aus Karlsruhe Gönül Düzgün und Jenny Heinzmann von der Katholischen Fachschule für Sozialpädagogik St. Agnes.