Großes Interesse zeigten die Landauer Seniorinnen und Senioren an dem vom Polizeipräsidium Rheinpfalz gemeinsam mit der Stadt Landau in der Pfalz angebotenen Fahrsicherheitsprogramm am 1. und 2. April. Die 40 Plätze waren sehr schnell vergeben. Die Polizeihauptkommissare Uwe Becker und Michael Baron vom Polizeipräsidium Rheinpfalz informierten anhand von vielen Beispielen sehr anschaulich über Themen rund um PKW, Straßenverkehr und Mobilität.
Gefragt wurden die Teilnehmer nach Geburtsdatum, Datum des Führerscheinerwerbs und Fahrleistung pro Jahr. Der älteste Teilnehmer war 86 Jahre alt. Die jährliche Fahrleistung der Anwesenden lag zwischen 500 und 45.000 Kilometer, was zeigt, dass viele ältere Verkehrsteilnehmer noch oft und viel mit dem Auto unterwegs sind.
Laut Polizeihauptkommissar Michael Baron werden derzeit im Jahr 52 Millionen Fahrzeuge in Deutschland zugelassen. Aufgrund des demografischen Wandels werde es in Zukunft immer mehr ältere Verkehrsteilnehmer geben. 2020 wird jeder dritte Verkehrsteilnehmer über 60 Jahre alt sein. Die Unfallbilanz zeigt, dass es im Bereich des Polizeipräsidiums Rheinpfalz im Jahr 2013 5.271 Unfälle gab, an denen Senioren beteiligt waren – 2012 waren es noch 4.804 Unfälle. Es muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass „beteiligt“ nicht „schuldhaft beteiligt“ bedeutet.
Baron informierte, dass mit zunehmendem Alter gesundheitliche Einschränkungen verbunden sind. Ab dem 40. Lebensjahr nehme die Sehkraft ab. Ab dem 65. Lebensjahr sei die Sehkraft bereits um 25 % eingeschränkt. Ebenso können hohe Frequenzen nicht mehr wahrgenommen und auch die Aufmerksamkeit lasse nach.
Während in den 70er Jahren Alkohol und in den späteren Jahren auch Drogen die Hauptgründe für Fahruntauglichkeit waren, könnten es in Zukunft Medikamente sein. Polizeihauptkommissar Uwe Becker empfiehlt daher, sich vom Hausarzt entsprechend beraten zu lassen.
Die meisten Teilnehmer der Veranstaltung haben ihren Führerschein zwischen 1951 und 1960 erworben – in einer Zeit als die Technik der Fahrzeuge auf einem ganz anderen Stand als heute war. 1951 gab es die erste Servolenkung, 1953 wurde ein Bremskraftverstärker in die Fahrzeuge eingebaut und 1960 wurden die Autos mit einer Warnblinkanlage ausgestattet. Aktive Sicherheitssysteme wie ABS, Bremsassistent, Elektronisches Stabilitätsprogramm, Abstandsregler, Spurhaltassistent usw. waren noch lange nicht bekannt. Allerdings seien diese Sicherheitssysteme laut Polizeihauptkommissar Uwe Becker maßgeblich für einen Rückgang der tödlichen Verkehrsunfälle verantwortlich.
Polizeihauptkommissar Michael Baron informierte über das richtige Verhalten im Straßenverkehr. Angesprochen wurden Situationen wie Fahren im Kreisverkehr, Verhalten an einer Bushaltestelle, Reißverschlussverfahren bei Fahrbahnverengung und allgemeine Rechtsfragen. Nach § 2 Fahrerlaubnis-Verordnung habe jeder Verkehrsteilnehmer selbst Vorsorge zu treffen, damit er andere Verkehrsteilnehmer nicht gefährde.
Nach einer kurzen Mittagspause wurde der theoretische Teil beendet. Es folgten praktische Übungen auf dem neuen Messegelände. Bei der Simulation einer Unfallsituation ging es darum, die Unfallstelle abzusichern und weitere notwendige Maßnahmen zu ergreifen.
Erstmals ergab sich für die beiden Polizeihauptkommissare, die Möglichkeit, einen Notruf über eCall abzusetzen. Ab Oktober 2015 müssen alle neuen Pkw mit eCall ausgestattet sein. Bei eCall handelt es sich um ein von der Europäischen Union geplantes automatisches Notrufsystem für Kraftfahrzeuge. Im Fahrzeug montierte Geräte sollen einen Verkehrsunfall automatisch an die einheitliche europäische Notrufnummer 112 melden und durch die rascher initiierten Rettungsmaßnahmen helfen, die Zahl der Verkehrstoten zu senken und die Schwere von Verletzungen im Straßenverkehr zu reduzieren.
Das Rückwärtsfahren in einem Slalomparcours stellte für viele eine Herausforderung dar. Interessant war für viele eine Gefahrenbremsung auf nasser Fahrbahn. Nach anfänglichem Zögern gelang es den meisten, eine Vollbremsung durchzuführen.
Am Ende des Tages gab es für jeden eine Urkunde. Die Resonanz der Teilnehmerinnen und Teilnehmer war durchweg positiv.
Den Polizeihauptkommissaren Uwe Becker und Michael Baron liegt die Generation 65+ sehr am Herzen. Die Erhaltung der Mobilität der über 65jähren stellt eine große Herausforderung dar. Die beiden Polizeihauptkommissare wollen offensiv an die Öffentlichkeit gehen und neben der Stadtverwaltung Landau weitere Kooperationspartner gewinnen. Es ist vorgesehen, das Veranstaltungsprogramm z. B. mit Fachvorträgen weiter auszubauen.
Am 26. Mai 2014, um 18 Uhr wird in Mutterstadt, Palatinum die nächste Veranstaltung unter dem Motto „WIR SIND MOBIL!“ stattfinden. Adressat sind alle Führerscheininhaber der Generation 65+.
Als Referent wird Herr Chefarzt Dr. med. Helmut Klemt von der Kardiologie des Vinzentius-Krankenhaus Landau die Themen „Hypoglykämie beim Diabetiker“ sowie „Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Straßenverkehr“ ansprechen.
Herr Prof. Dr. Dirk Breitmeier von der Rechtsmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz wird „Medikamenteneinfluss im Straßenverkehr“ thematisieren.
Einen weiteren Beitrag wird Polizeihauptkommissar Uwe Becker abhalten. Hier geht es um die Thematik eCall – automatischer Autonotruf.
Die Anmeldung kann telefonisch unter der Telefonnummer 0621/963-1236 bei PHK Michael Baron erfolgen oder aber auch per E-mail unter pprheinpfalz.sb13@polizei.rlp.de.