Ob es doch so etwas gibt wie das Glück des Tüchtigen? Im Zusammenhang mit den „Street-Docs“ aus Ludwigshafen könnte man fast auf den Gedanken kommen: Seit dem ersten Einsatz im Oktober vor einem halben Jahr stimmen Angebot und Nachfrage passgenau überein. Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen.
Unter der Ägide der Ökumenischen Fördergemeinschaft Ludwigshafen (ÖFG) kooperieren über fünfzehn ehrenamtliche Ärzte und Helferinnen, allen voran Mitinitiator und Tausendsassa Dr. Peter Uebel aus der Gartenstadt, zum Wohle all derjenigen, die sonst keine oder nur unzureichende medizinische Versorgung erhalten. Zahlreiche Spenden sind seither eingegangen, ohne die das umfassende Angebot nicht aufrecht zu erhalten wäre. Großzügige Unterstützung in technischer wie logistischer Hinsicht erhielten die Aktiven auch von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sowie von Firmen aus Ludwigshafen und Mannheim. Weitere Hilfe kommt von der Fachstelle für Wohnraumsicherung.
An den drei Destinationen, in der Rohrlachstraße 69, Kropsburgstraße 13 sowie Bayreuther Straße 89, fragen immer mittwochnachmittags jeweils drei bis fünf bedürftige Personen um Hilfe an. Dies entspricht exakt den Erwartungen – eine ordentliche Vorplanung, wie es scheint. Das macht in summa gut 200 Kontakte bislang. Glückwunsch an alle Beteiligten! Stets sind eine medizinische Fachkraft und ein bis zwei Arzthelferinnen mit von der Partie, die Notfallversorgung, Gesundheitsberatung, aber auch Vermittlung an bestehende Angebote leisten. Damit nicht genug: Eine Mitarbeiterin und zwei Mitarbeiter der ÖFG bieten konkret und unbürokratisch Sozialberatung an. Hier wurden bislang an die 250 Beratungsgespräche von unterschiedlicher Intensität und Dauer geführt: Mal geht es nur um ein paar Informationen, mal handelt es sich um extreme Fälle sozialer Vernachlässigung mit hohem Handlungsbedarf.
So verzeichnet der Street-Doc auf mehreren Ebenen Erfolge, wie Walter Münzenberger, Geschäftsführer der ÖFG ausführt. Menschen mit starken Schmerzen konnte prompt geholfen werden, viele wurden in Facharzt-Praxen oder an Krankenhäuser vermittelt, andere konnten motiviert werden, sich ihrer Krankheit zu stellen und entsprechende Medikamente regelmäßig einzunehmen.
Für den Bereich der Sozialarbeit bedeutet das Projekt eine einmalige Chance. Zahllose Einzelpersonen gehen heute dem System verloren, da sie, resigniert und vereinsamt, keine Hilfe von sich aus mehr suchen. Erst die akute physische Not treibt sie wieder dazu, sich an (niederschwellige!) Hilfeeinrichtungen zu wenden. So konnten z.B. obdachlos gewordene alte Menschen, die sonst niemandem mehr aufgefallen wären, in angemessene Wohnungen vermittelt werden, wobei der Seniorenbetreuung und der Sozialberatung der Stadt Ludwigshafen besonders zu danken ist.
Übrigens, zu Beginn der schönen Geschichte hatten sich über zwanzig ehrenamtliche Arzthelferinnen gemeldet. Der Bestand ist zuletzt ein wenig geschrumpft. Wer also noch Interesse hätte, an einer ganz feinen Sache mitzuwirken, unten steht die Nummer. Damit auch das zweite halbe Jahr so erfolgreich verläuft wie das erste …
Weitere Informationen bei Johannes Hucke, Gemeinwesenarbeiter der ÖFG, Tel. 0176 444 653 40, Lilo Fritsche, 0176 345 758 96 oder Robert Azari, 0170 203 58 22;