Geht es nach den Wasserbauingenieuren beim Amt für Straßenwesen, könnte noch in diesem Jahr der Eisvogel am Unterlauf des Böllinger Bachs heimisch werden. So ist im Zuge der aktuellen Renaturierungsarbeiten unter anderem ein Steilufer geschaffen worden, dass dem scheuen Vogel ideale Nistmöglichkeiten bietet.
Insgesamt 600 000 Euro hat die Stadt Heilbronn in den jetzt fertiggestellten zweiten von drei Bauabschnitten investiert, der sich auf rund 470 Metern Länge im Überschwemmungsgebiet Neckaraue zwischen der Autobahnbrücke und Neckarsulm erstreckt. „Anlass für die Arbeiten sind die Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie, wonach die Gewässer bis 2015 in einen guten naturnahen Zustand zu bringen und damit der Natur zurückzugeben sind“, erklärt Projektleiter Jens Malz. Das Land-Baden-Württemberg übernimmt 50 Prozent der Projektkosten.
Ziel ist es, den mehrfach kanalisierten und begradigten Bach nach ökologischen Kriterien wieder in einen attraktiven Lebensraum für Kleinstlebewesen und Fische zu verwandeln. „Wir haben den schnurgeraden Bachverlauf in einen kurvenreichen verwandelt“, erklärt Malz. Im Gewässer sind zudem Hindernisse und Störsteine eingebaut, um unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten zu schaffen. Auch bieten die zusätzlich angelegten Kies- und Sandbänke ideale Laichplätze für Fische. „Die frisch modellierte Uferböschung werden wir in diesem Jahr durch die Aussaat von Gelbsenf vor dem Abrutschen sichern“, ergänzt Malz. Danach werde die Natur von selbst für gewässertypisches Gehölz sorgen.
Die bisher mit Betonschalen ausgelegt Gewässersohle ist jetzt mit einem kiesartigen Sohlsubstrat ausgestattet, das es Kleinstlebewesen erlaubt, sich einzugraben und Schutz zu finden. Damit das Material nicht einfach in den Neckar geschwemmt wird, sind eigens sechs Sohlenriegel in den Grund eingelassen.
Wie erfolgreich solche Renaturierungsarbeiten sind, beweist die Tatsache, dass während der Bauphase rund 4000 Fische eingefangen und an anderer Stelle wieder eingesetzt werden mussten. „Die Tiere waren über eine auf Neckarsulmer Gemarkung bereits fertiggestellte Fischtreppe vom Neckar aus hochgewandert“, sagt Malz.
Der jetzt abgeschlossene Bauabschnitt folgt auf die rund 240 000 Euro teure Renaturierung von 200 Metern Bachlauf an der Wimpfener Straße. Die dritte und letzte Bauetappe soll ab Oktober in Angriff genommen werden – bis zum Frühjahr 2015 wird dann der etwa 700 Meter lange Bachlauf zwischen Autobahn A6 und Neckartalstraße für insgesamt rund 770 000 Euro renaturiert sein.