Priesterseminar wird saniert und zu Pastoralseminar weiterentwickelt

Bistum trennt sich von Bistumshaus St. Ludwig

Das Priesterseminar rund n Speyer.

Das Priesterseminar St. German in Speyer wird saniert und erhält eine neue Bezeichnung: „Pastoralseminar St. German“. Die Umbaupläne für das Bistumshaus St. Ludwig werden nicht realisiert, stattdessen werden das Grundstück und die Immobilie verkauft. Das haben das Bistum Speyer, der Stiftungsrat der Stiftung „Bistumshaus St. Ludwig“ und der Verwaltungsrat des Priesterseminars heute beschlossen.

Die neue Bezeichnung „Pastoralseminar St. German“ trägt der gewandelten Funktion des Hauses Rechnung. Aktuell werden hier rund 60 pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Berufsgruppen wie Priester, Diakone, Pastoral- und Gemeindereferenten und zudem auch ehrenamtlich Engagierte aus den Pfarreien für ihre Aufgaben in der Seelsorge aus- und weitergebildet. „Gut qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind entscheidend, um das neue Seelsorgekonzept ‚Gemeindepastoral 2015‘ in die Tat umzusetzen“, erklärt Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann. Die neue Bezeichnung „Pastoralseminar St. German“ solle deutlich machen, dass die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen pastoralen Berufsgruppen und den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern immer wichtiger wird. „Kirche lebt aus dem Zusammenwirken unterschiedlicher Begabungen und Fähigkeiten. Das Pastoralseminar soll ein Ort sein, an dem dieses Zusammenwirken gelernt, eingeübt und reflektiert werden kann.“ Das Pastoralseminar soll auch künftig als Tagungshaus genutzt werden.

Eine Sanierung des Gebäudes, das in den 50er-Jahren gebaut wurde, soll dazu die Voraussetzung schaffen. Die Brandschutzmaßnahmen, die Heizung und die elektrischen Anlagen müssen auf den heutigen Stand gebracht werden. Durch eine Dämmung des Daches und der Außenwände und den Einbau neuer Fenster soll der Wärmeschutz verbessert werden. Darüber hinaus soll ein barrierefreier Zugang für Menschen mit Behinderung geschaffen werden. Mit der Sanierung geht eine Verkleinerung des Grundstücks einher. Eine Teilfläche soll abgetrennt und verkauft werden.

Finanzielle Lage lässt Instandsetzung und Umbau des Bistumshauses St. Ludwig nicht zu

Das Bistumshaus St. Ludwig, das im Jahr 2010 aufgrund von Mängeln bei Brandschutz und Statik geschlossen werden musste, wird nicht mehr weitergeführt und soll verkauft werden. „Dieser Schritt ist schmerzhaft und fällt uns nicht leicht“, erklärt Bischof Wiesemann. Doch die wirtschaftliche Lage des Bistums lasse eine Instandsetzung und einen Umbau, der für eine Fortsetzung der Arbeit notwendig gewesen wäre, nicht zu. „Wie jeder private Haushalt muss sich auch das Bistum nach den finanziellen Möglichkeiten richten.“ In Folge der demographischen Veränderungen rechne man in den nächsten Jahren mit einem Rückgang der Kirchensteuer. „Das zwingt uns dazu, auch den Gebäudebestand weiter zu reduzieren.“ Seit dem Jahr 2005 wurden im Bistum Speyer 113 kirchliche Gebäude verkauft.

Der Verkauf des Bistumshauses umfasst auch die Seminarkirche St. Ludwig. Sie wird profaniert, der spätgotische Boßweiler-Altar entnommen. Der Plan, dass die Zentrale des Caritasverbandes in das Bistumshaus St. Ludwig umzieht, ist mit der heute getroffenen Entscheidung ebenfalls hinfällig geworden. Die Stiftung „Bistumshaus St. Ludwig“, die das Bistumshaus St. Ludwig bisher getragen hat, wird zum 30. Juni dieses Jahres aufgelöst. Um eine abgestimmte Stadtentwicklung zu ermöglichen, wird das Bistum Speyer den Verkauf des Grundstücks und der Immobilie in engem Kontakt mit der Stadt Speyer angehen.

Ein Großteil der ehemals 29 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bistumshauses St. Ludwig erhält unbefristete Anschlussverträge beim Bistum, dem Priesterseminar und anderen kirchlichen Arbeitgebern. In acht Fällen, in denen keine Perspektive für eine Anschlussbeschäftigung besteht, erhalten die betroffenen Mitarbeiter – darunter auch fünf geringfügig Beschäftigte – ein Abfindungsangebot auf der Basis einer im Jahr 2010 mit der Mitarbeitervertretung geschlossenen Dienstvereinbarung.

Hintergrund: Das Priesterseminar St. German

Das Priesterseminar St. German zog im Jahr 1956 vom Bistumshaus St. Ludwig an den heutigen Standort am Germansberg im Speyerer Stadtteil Vogelgesang um. Die hohe Zahl von Priesteramtskandidaten Mitte der 50er-Jahre machte den Neubau am Germansberg erforderlich.

Der Speyerer Germansberg ist ein geschichtsträchtiger Ort. In der Antike stand hier ein Tempel zu Ehren des Gottes Merkur. Seit dem dritten Jahrhundert wurde das Gebiet als römische Begräbnisstätte genutzt. Im Jahr 632 gründete König Dagobert an dieser Stelle ein Benediktinerkloster. Da die Bestattung von Toten innerhalb einer Stadt nach römischem Gesetz verboten war, dürften auch die Bischöfe hier ihre Ruhestätte gefunden haben. Um das Jahr 1100 wurde das Benediktinerkloster in ein Augustiner-Chorherren-Stift umgewandelt, das bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts bestand.

Zurzeit bildet das Priesterseminar rund 60 Frauen und Männer aus dem Bistum Speyer für pastorale Berufe aus. Davon bereiten sich 16 Kandidaten auf das Priesteramt vor, 10 auf eine Tätigkeit als Diakon, 26 auf eine Tätigkeit als Pastoralreferentin oder Pastoralreferent und 6 auf eine Tätigkeit als Gemeindereferentin oder Gemeindereferent. Darüber hinaus gestaltet das Priesterseminar die mehrjährige Berufseinführungsphase für diese Berufsgruppen. Hinzu kommen zahlreiche Fort- und Weiterbildungsangebote für haut- und ehrenamtliche pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zum Beispiel Leitungskurse für Pfarrer, Ausbildungskurse für Exerzitienbegleiter, Gottesdienst- oder Kommunionhelfer. Darüber hinaus dient das Priesterseminar als Tagungshaus für Veranstaltungen des Bischöflichen Ordinariats, kirchlicher Einrichtungen, Gruppen und Verbände.

Seit dem Jahr 2008 besteht eine enge Kooperation des Priesterseminars St. German mit den Priesterseminaren der Diözesen Bamberg, Eichstätt und Würzburg, die ebenfalls zur Kirchenprovinz Bamberg gehören. Die Priesteramtskandidaten absolvieren in Speyer im Anschluss an ihr Theologie-Studium gemeinsam den zweijährigen Pastoralkurs, der sie auf die seelsorglichen Aufgaben in den Pfarrgemeinden vorbereitet. Die Kooperation zwischen den Priesterseminaren soll ab dem Jahr 2015 auf die Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten ausgeweitet werden.

Das Priesterseminar St. German wird von Regens Markus Magin geleitet. Spiritual ist Pater August Hülsmann vom Orden der Herz-Jesu-Priester. In der Bildungsarbeit des Priesterseminars sind fünf Dozenten und zahlreiche Referentinnen und Referenten tätig. Das Haus verfügt über zwei Hörsäle, zwei große und mehrere kleine Gruppenräume sowie 30 Zimmer mit Übernachtungsmöglichkeit.

Weitere Informationen zum Priesterseminar St. German unter:www.priesterseminar-speyer.de