Die Feuerwehr Weinheim hat ein Kleineinsatzfahrzeug, auch Rettungstunnelfahrzeug genannt, in den Einsatzdienst gestellt. Dieses Fahrzeug ist das erste Rettungstunnelfahrzeug in der Geschichte der Weinheimer Feuerwehr zum Schutz der Bürgerschaft.
Vorwiegend ist das Fahrzeug für den Fluchtstollen des Saukopftunnel, der über die Bundesstraße 38 die Stadt Weinheim (Baden-Württemberg) mit der Gemeinde Birkenau (Hessen) verbindet, gedacht. Der Saukopftunnel wurde 1999 für den Straßenverkehr freigegeben. Er ist 2715 m lang und damit der längste einröhrige, im Gegenverkehr betriebene Straßentunnel in Mitteleuropa außerhalb der Alpen. An Werktagen fahren im Durchschnitt rund 20.400 Fahrzeuge durch den Saukopftunnel. Im Februar des vergangen Jahres wurde nach mehrjähriger Bauzeit der Fluchtstollen eröffnet. Dieser hat eine Breite von 2,25m und eine Höhe von 2,35m und eine Länge von 2666m. Zehn Querschläge verbinden den Rettungstollen, über Schleusen den Haupttunnel. Im Stollen herrscht konstanter Überdruck. Im Zuge der Erweiterung wurde die Sicherheitstechnik im Tunnel auf den neusten Stand gebracht. Damit ist das geforderte höhere Sicherheitsniveau gewährleistet.
In der Vergangenheit kam es im Saukopftunnel bereits zu Einsätzen, Unfälle und auch zwei Brände. Der letzte große Brand ereignete sich am 15. November 2010. Am Ostportal des Tunnels brannte es in der Technikzentrale. Ein Kurzschluss in der Schaltanlage hatte den Brand im Technikraum ausgelöst. Der Schaden lag bei knapp 50.000 € und der Tunnel musste durch Stromausfall bedingt für eine Woche gesperrt werden. Im Juni 2013 wurde bei einer Begehung der Einsatzabteilung der Feuerwehr Weinheim Abteilung Stadt, mit verschiedenen Kleinfahrzeugen die Befahrung des Stollens getestet. Die Wahl fiel dann auf einen PIAGGIO Porter Top deck. Dieser ist mit seiner Kompaktheit das ideale Fahrzeug für die Befahrung des Stollens. Das Fahrzeug wurde notwendig, da es mit den normalen Einsatzfahrzeugen die Feuerwehr und Rettungsdienst zur Verfügung stehen, keine Möglichkeit gab in den neu gebauten Fluchtstollen einzufahren. Dies kann aber durchaus erforderlich werden, um Fußkranke zu retten oder den Fluchtstollen bei einem Brandereignis zu Erkunden. Auch einsatztaktisch kann das Fahrzeug bei einer Verrauchung des Tunnels genutzt werden, um zwischen den Fluchttüren (Querschlägen) des Tunnels (jeweils vor der Rauchgrenze) zum Fluchtstollen Mensch und Material zu transportieren.
Das Rettungstunnelfahrzeug hat einen Benzinmotor mit 70 PS und hat ein zulässiges Gesamtgewicht von 1700 kg. Den Aufbau des Fahrzeuges erfolgte durch die hauptamtlichen Gerätewarte der Feuerwehr Weinheim. Neben dem Ausbau der Ladefläche mit einer Siebdruckplatte mit vier Festpunkten, wurde auf der Rückseite der Fahrerkabine ein Überrollbügel mit einem LED-Arbeitsscheinwerfer angebracht. Hier findet man auch ein Brecheisen und ein Warndreieck montiert. Auf dem Fahrzeugdach wurde ein Blaulichtbalken mit Signalhorn von Hänsch DBS 2000 LED montiert. Im Innenraum des Porters findet man ein Gurtmesser, eine Handlampe Streamlight Survivor LED mit Ladegerät, sowie zwei Motorola Handfunkgeräte mit Ladegerät installiert. Das Fahrzeug hat momentan kein 4m Funk – dies soll bei der Umstellung auf Digitalfunk zukünftig berücksichtigt werden. Trotzdem verfügt das Kleineinsatzfahrzeug einen Funkrufnamen – dieser lautet 1/72-2. Zur optionalen Beladung gehört eine Zarges Aluminiumkiste zum Festzurren. Ohne die Aluminiumkiste ist es möglich zwei Krankentragen für verletzte Personen auf der Ladefläche zu transportieren. Die Fahrzeugbeschriftung und Markierungen wurden ebenfalls in Eigenleistung gestaltet. Erste Erfahrungen sollen bei einer Übung der Abteilung Stadt am 8. März gesammelt werden. Dann wird die Wehr das Fahrzeug erstmals im Fluchtstollen in den Einsatz bringen.