So lautete das Thema einer Veranstaltung mit Professor Dr. Peter Berthold, dem ehemaligen Leiter des Max-Planck-Instituts für Ornithologie bei der Vogelwarte Radolfzell, die mehr als 100 Interessierte aus der gesamten Metropolregion Rhein-Neckar und darüber hinaus – größtenteils ehrenamtlich aktive Naturschützer – in den Großen Saal des Bürgerhofs Ludwigshafen lockte.
Eingeladen hatten den Vogelkundler von Weltruf die Städte Frankenthal und Ludwigshafen sowie der Rhein-Pfalz-Kreis. Die Idee war vom Ludwigshafener Naturschützer Franz Stalla gekommen, nach dessen Überzeugung sich von Bertholds Erfahrungen wertvolle Anregungen für die landespflegerischen Aktivitäten in der nördlichen Vorderpfalz ableiten lassen.
In einem kurzweiligen rhetorischen Feuerwerk aus profunder Sachkenntnis und hintersinnigem Humor berichtete der Wissenschaftler von „Sielmanns Biotopverbund Bodensee/Baden-Württemberg“, der 2003 in Angriff genommen wurde. Auf einer Fläche von mittlerweile rund 500 Quadratkilometern realisiert die Heinz-Sielmann-Stiftung dort ein inzwischen aus rund 100 Einzelmaßnahmen bestehendes Projekt, durch das der in der nördlichen Bodenseeregion belegte, nicht zuletzt in der Vogelwelt erhebliche Artenschwund bei Tieren und Pflanzen gestoppt und eine Trendwende eingeleitet werden soll.
Dies geschehe seitdem in erster Linie durch die Schaffung stehender Gewässer, die Renaturierung von Fließgewässern, die Wiedervernässung entwässerter Gebiete sowie durch das Anlegen von Streuobstwiesen, Feldgehölzen und Auwäldern, erläuterte der Referent und veranschaulichte dies mit zahlreichen Fotos und farbigen Bestandstafeln. Die Verständnislosigkeit mancher Verantwortlicher sei dabei stets das größte zu überwindende Hindernis, meinte er zu seinen Erfahrungen.
Im Anschluss an den Vortrag moderierte Konrad Heller, Erster Beigeordneter des Rhein-Pfalz-Kreises, die Frage- und Diskussionsrunde. Im Mittelpunkt stand die Überlegung einer engeren Zusammenarbeit der drei Gebietskörperschaften hinsichtlich der Weiterentwicklung der Vernetzungselemente, welche die Natur- und Landschaftsschutzgebiete östlich des Rheinhochufers von Bobenheim-Roxheim über Frankenthal/Ludwigshafen bis nach Neuhofen/Altrip durchziehen.
Fragen des Auditoriums betrafen unter anderem die Finanzierung der zahlreichen Projekte. Hierzu verwies der Referent auf die Heinz Sielmann Stiftung, machte aber deutlich, dass es ohne Sponsoren letztlich nicht gehe. So werde sein Biotopverbund beispielsweise immer wieder einmal testamentarisch bedacht. Professor Berthold meinte augenzwinkernd, dies sei eine Geldquelle, die auch am Oberrhein durchaus sprudeln könne.
Beigeordneter Heller machte darauf aufmerksam, dass das vorgestellte Konzept sich nicht eins zu eins auf die Vorderpfalz übertragen lasse So seien etwa die Rheinniederungen derart gewässerreich, dass das Ausheben von Teichen hier keinesfalls im Mittelpunkt zu stehen brauche. An einer Karte zeigte er die zwischen der südlichen Grenze von Worms und der nördlichen von Waldsee von den drei Unteren Naturschutzbehörden betreuten und geförderten Biotope auf. Der Professor bestätigte ihm begeistert, dass hier bereits gute Vorarbeit geleistet worden sei. Es müsse keinesfalls bei null angefangen werden wie 2003 am Bodensee.
Als aktuelles Beispiel für behördenübergreifende Verbundarbeit in der Vorderpfalz wurde die von den Stadtverwaltungen Frankenthal und Ludwigshafen auf den Weg gebrachte Entwicklung des Oggersheimer Altrheingrabens vorgestellt. Berthold sicherte zu, bei Bedarf hier Hilfe zu leisten und wenn nötig auch persönlich zu erscheinen, um etwa im Rahmen einer Exkursion im Einzelfall die ökologische Bedeutung von Vernetzungsbemühungen herauszustellen.
Das Schlusswort ließ Heller Franz Stalla sprechen, der die Veranstaltung bewegt als „Feiertag seiner Seele“ bezeichnete. Der Vortrag habe der langjährigen Biotopvernetzung in der nördlichen Vorderpfalz zusätzlichen Auftrieb gegeben. Nur dürften Behörden wie auch Ehrenamtliche diesen Schwung jetzt nicht verpuffen lassen. Die Begrüßung hatte Rainer Ritthaler vom Bereich Umwelt der Stadtverwaltung Ludwigshafen übernommen und dabei vor allem auf den hohen Stellenwert der gemeinsamen Veranstaltung der drei Gebietskörperschaften verwiesen.