In einer Informationsveranstaltung im Ratssaal der Verbandsgemeinde Lauterecken unter Leitung von Vizepräsident Willi Tatge unterrichtete die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD) darüber, dass sie mit Warntafeln auf die Gefahren des Kanufahrens auf dem Glan zwischen Lauterecken und Meisenheim hinweisen wird.
Zu der Informationsveranstaltung waren auf Einladung der SGD die Bürgermeister der Verbandsgemeinden Lauterecken und Meisenheim, mehrere gewerbliche Anbieter der Kanutouristik sowie Vertreter des Pfälzischen Kanuverbands, des Landessportbundes und des Kreisjugendrings Bad Kreuznach erschienen. Die von den Teilnehmern beklagte kurze Einladungsfrist rechtfertigte die SGD mit dem unmittelbar bevorstehenden Beginn der Kanu-Saison. Die Behörde hatte ursprünglich geplant, den Termin mit der Vorstellung eines Gutachtens der Universität Koblenz-Landau über die ökologischen Folgen des Kanutourismus am Glan zu verbinden. Da sich die Fertigstellung des Gutachtens aber unvorhersehbar verzögert habe, sah sich die SGD in der Verpflichtung, jedenfalls noch vor Beginn der Kanu-Saison vor zusätzlich aufgetretenen Gefahren des Kanufahrens auf dem Glan zu warnen.
Der Leiter der Regionalstelle Kaiserslautern der SGD, Ernst Knittel, erläuterte die Situation anhand aktualisierter Daten und Untersuchungsergebnisse sowie mit zahlreichen Fotoaufnahmen. Die Glanstrecke zwischen Lauterecken und Meisenheim sei als Schwerpunktgewässer im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union eingestuft. Die Regionalstelle arbeite im Rahmen der Gewässerunterhaltung seit Jahren daran, den Fluss ökologisch aufzuwerten und in Richtung eines naturnahen Zustands zu entwickeln. Dazu gehörten der bereits durchgeführte Einbau von Sohlrampen, Lenkungsbauwerken und Fischaufstiegshilfen sowie der Kauf von Uferrandstreifen.
Der in den letzten Jahren stark angewachsene Kanutourismus drohe nun den Erfolg der Renaturierungsmaßnahmen zunichte zu machen. Immer wieder seien Kanufahrer zu beobachten, die rücksichtslos über ökologisch wertvolle Kies- und Sandbänke, Steilufer oder Totholzstrukturen hinweggingen und das Flussufer zum Campen und Grillen nutzten. Das Brutverhalten von schützenswerten Fischen, Vögeln und Insekten werde dadurch empfindlich gestört oder unmöglich gemacht. Zudem sei es gerade wegen der aus ökologischen Gründen durchgeführten Maßnahmen zu einer Verschärfung der Gefahrenlage für Kanufahrer gekommen. Die für Kanufahrer nicht überwindbaren Flachstellen aber auch die Engstellen mit Steinschüttungen und hohen Fließgeschwindigkeiten hätten zugenommen. Sturzbäume seien eine akute Gefahr für Kanufahrer, quer im Flussbett liegende Baumstämme und Sträucher – als Totholz ökologisch wertvoll – seien aus Kanufahrersicht Hindernisse beim Durchfahren mit Gefahr des Kenterns und der Verletzung. Die Situation für 2013 habe sich gegenüber den Vorjahren nochmals verschärft.
Verbandsbürgermeister Alfons Schneider aus Meisenheim und Verbandsbürgermeister Egbert Jung aus Lauterecken stellten in Übereinstimmung mit den Vertretern der gewerblichen Veranstaltern und der Sportverbände die Bedeutung des Kanufahrens für die Entwicklung des Tourismus sowie die erlebnispädagogischen und sportpädagogischen Vorzüge heraus. Es müsse ein Weg gefunden werden, Gewässernutzung und Ökologie miteinander zu vereinbaren.
Alle Teilnehmer der Veranstaltung waren sich einig, dass Sicherheitshinweise notwendig sind und dass Kanufahrer entsprechend geschult und belehrt werden müssen. Rücksichtnahme auf Belange des Gewässer- und Naturschutzes gehöre ohnehin zum Selbstverständnis aller verantwortungsbewussten Veranstalter und Vereine. Die SGD sagte den Vertretern der Gemeinden, der gewerblichen Anbieter und der Vereine abschließend zu, ihnen den Text der Warnhinweise zu übersenden und sich in der Folge, wenn möglich, auf eine Formulierung zu verständigen, die von allen gemeinsam getragen werden kann. Sobald das Gutachten der Universität Koblenz-Landau fertig gestellt ist, wird die SGD zu einer weiteren Informations- und Diskussionsveranstaltung in Lauterecken einladen.