Nach einem Beschluss der Europäischen Union findet am Dienstag, 11.2., bereits zum sechsten Mal der europäische Tag des Notrufs statt. Ziel des Tages ist, die europaweite Notrufnummer 112 bekannter zu machen, daher fiel auch die Wahl des Datums in Anlehnung an die Nummer auf den 11.2.. In einer aktuellen Eurobarometer-Umfrage gaben nur 17 Prozent der Deutschen bei der Frage nach einer europaweiten Notrufnummer die 112 an. Europaweit können Bürgerinnen und Bürger über die 112 Hilfe rufen, etwa den Rettungsdienst oder die Feuerwehr.
Moritz Hoering ist Mitglied der Feuerwehr Edingen-Neckarhausen, im Hauptberuf arbeitet er als Rettungsassistent für das Deutsche Rote Kreuz in Mannheim. Nach seiner Ausbildung zum Leitstellendisponenten nimmt er täglich Notrufe entgegen – im Jahr 2013 erhielt die Integrierte Leitstelle Rhein-Neckar im Schnitt 582 Notrufe pro Tag, hinzu kommen noch einmal genauso viele Anrufe, bei denen es sich nicht um Notrufe handelt. Das bedeutet, dass durchschnittlich fast ein Anruf pro Minute eintrifft.
„Bei so vielen Anrufen ist es wichtig, schnell die notwendigen Informationen zu bekommen, um weitere Schritte wie die Alarmierung des nächsten Rettungsmittels einzuleiten“, erklärt Moritz Hoering. Eine gute Orientierung biete das Schema der Wer-Fragen, das in Erste-Hilfe-Kursen vermittelt wird: Wer ruft an? Wo ist der Notfallort? Was ist passiert? Wieviele Personen sind betroffen? Welche Verletzungen haben sie? Und zum Schluss, ganz wichtig: Warten auf Rückfragen!
„Diese Fragen sind zur Orientierung natürlich okay, aber man muss sie nicht parat haben, wenn man einen Notruf absetzt. Dann ist es besser, einfach nur anzurufen und die Fragen des Leitstellenmitarbeiters zu beantworten“, spricht Hoering aus Erfahrung. Manche Fragen könnten dem Anrufer im ersten Moment irrelevant und zeitraubend erscheinen, „für uns sind sie aber elementar, wir müssen genau wissen, wo der Notfallort ist. Um einen Ansprechpartner zu haben, fragen wir auch den Namen des Anrufers und eine Rückrufnummer ab.“ Das Ziel sei, in kurzer Zeit unter Stress möglichst effizient die relevanten Informationen zu bekommen. Hoering resümiert: „Im Zweifel gilt: Lieber einmal zu viel anrufen als einmal zu wenig. Und das Wichtigste ist, Ruhe zu bewahren.“
Dabei werden die Leitstellenmitarbeiter manchmal auf eine harte Probe gestellt, denn nicht alle Anrufer benötigten wirklich medizinische Hilfe. Unbeabsichtigte Notrufe mit dem Handy, sogenannte „Taschennotrufe“, kämen schonmal häufiger vor. Wenn offensichtlich ist, dass es sich um ein Versehen handelt, haben sie keine Konsequenz. Anders sieht es mit missbräuchlichen Anrufen aus. Moritz Hoering erinnert sich an einen Fall: „Da hatte jemand zu viel getrunken und fand nicht mehr in sein Hotel zurück, darauf hat er den Notruf gewählt. Das ist natürlich nicht Sinn der Sache.“ Gefunden wurde der Anrufer damals von der Polizei. Ob sie ihn in sein Hotelzimmer oder in die Ausnüchterungszelle gebracht hat, ist nicht bekannt.