Samtpfoten am Rhein und im Odenwald? BUND sucht mit Lockstöcken nach Wildkatzen

Rettungsnetz Wildkatze

Erhenamtliche des BUND Rhein-Neckar-Odenwald bei der Kontrolle der Lockstöcke in der Hockenheimer Rheinebene

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Regionalverband Rhein-Neckar-Odenwald, sucht derzeit mit Hilfe von Lockstöcken in den Rheinauen und im vorderen Odenwald nach Wildkatzen. Die Aktion ist Teil des bundesweiten Projekts „Rettungsnetz Wildkatze“ und soll helfen, Informationen über die Verbreitung der scheuen Tiere sowie die Zerschneidung von Lebensräumen zu sammeln. Die Lockstöcke werden regelmäßig von Ehrenamtlichen des BUND kontrolliert.

„Die Zerschneidung der Landschaft durch Straßen, Siedlungen und Ackerflächen stellt viele Tierarten vor kaum überwindbare Hindernisse. Wir wollen herausfinden, ob der Einfluss des Menschen in unserer Region wandernden Arten wie der Wildkatze noch genug Platz lässt“, sagt Gerhard Röhner, Naturschutzbeauftragter des BUND Regionalverbands. „Die gewonnenen Daten helfen uns, Planungen und Bauvorhaben durch fundierte Stellungnahmen zu begleiten.“

Bereits im Winter 2012/2013 hatte der BUND im Sandsteinodenwald zwischen Buchen und Eberbach nach Wildkatzen gesucht: es konnte kein Nachweis erbracht werden. Von seiner Lage und Struktur wäre der Odenwald als Lebensraum für Wildkatzen eigentlich hervorragend geeignet. In den Rheinauen im Landkreis Karlsruhe wurden letzten Winter bereits Wildkatzen nachgewiesen. In diesem Jahr soll nun überprüft werden, ob die Tiere auch bis in den Rhein-Neckar-Kreis wandern.

Das Projekt „Rettungsnetz Wildkatze“ wurde 2004 vom BUND ins Leben gerufen. Es wurde 2012 von den Vereinten Nationen als offizielles Projekt der UN-Dekade zur biologischen Vielfalt ausgezeichnet. Ziel ist die länderübergreifende Vernetzung von Waldlebensräumen und Wildtierkorridoren in Deutschland und Europa. Die Wildkatze steht in diesem Projekt stellvertretend für viele andere Arten, die hohe Anforderungen an den ökologischen Zustand des Waldes stellen. Anhand der Entwicklung der Wildkatzenbestände soll die erfolgreiche Wiedervernetzung der Lebensräume gemessen werden.

„In der Metropolregion verlaufen mehrere Wildtierkorridore von internationaler, nationaler und landesweiter Bedeutung. Dies muss bei Verkehrsplanungen und der Ausweisung von Baugebieten stärker bedacht werden“, fordert Gerhard Röhner.

Der BUND arbeitet bei diesem Projekt mit Lockstöcken: angeraute, ca. 50cm hohe Stöcke werden in den Waldboden gesteckt und anschließend mit einer Baldriantinktur besprüht. Diese wirkt als Sexuallockstoff anziehend auf die Tiere, die sich an den Stöcken reiben und dabei Haare hinterlassen. Diese werden an das Senckenberginstitut in Frankfurt zur Genomanalyse geschickt. Die gewonnenen Daten fließen in eine bundesweite Datenbank, mit deren Hilfe sich Aussagen über Wanderungen und Verwandschaftsbeziehungen der Wildkatzen treffen lassen.

Weitere Informationen: http://www.bund-bawue.de/themen_projekte/artenschutz/wildkatze/