„Super, dass die Stadt diese Aktion durchführt!“ Die junge Frau mit dem Kind an der Hand deutet auf ein Plakat. Unter der Überschrift „Das ist nicht lustig!“ erinnert es Hundehalter an ihre gesetzliche Pflicht, die Hinterlassenschaften ihrer vierbeinigen Freunde aufzusammeln und zu entsorgen.
Andere Bürgerinnen und Bürger rufen bei der Stadt an, weil sie selbst eines der Plakate an ihrem Grundstück anbringen oder die dazugehörigen Flyer auslegen oder gar verteilen möchten, die jetzt überall in Lorsch zu sehen sind. Denn nicht nur die Stadtgärtner, die die öffentlichen Anlagen pflegen, haben die Nase gestrichen voll. Ganz allgemein wird die Empörung der Bevölkerung größer. Und an frisch hergerichteten und eröffneten „Parade“-Strecken, wie etwa auf der östlichen Nibelungenstraße oder der Kulturachse, wird das Problem besonders deutlich: Auf Schritt und Tritt steht man vor (oder gar in) einer Tretmine.
Bürgermeister Christian Schönung macht klar: „Hier hat niemand etwas gegen Hunde. Aber wir appellieren dringendst an das Verantwortungsbewusstsein der Hundehalter.“ Etwa 800 Hunde sind in Lorsch gemeldet, zuzüglich einer geschätzten Dunkelziffer von 20–30%. Dazu kommt eine veränderte Art der Hundehaltung: Hatte man früher große Gärten und sah den Hund eher als Nutztier, kommen heutzutage die meisten Hunde nur zu ihrem Auslauf, wenn Herrchen in seiner Freizeit mit ihnen Gassi geht. Die Stadt versucht zu reagieren „Wir haben im Moment gut 40 sogenannte Gassi-Stationen aufgestellt“, sagt der Leiter des Ordnungsamtes, Rainer Dluzak. „Und wir stocken ständig auf.“ Aber auch da, wo es weder einen Tütchen-Spender noch den dazugehörigen Abfalleimer gibt, sind Hundehalter dazu verpflichtet aufzuheben, was Bello, Lassie & Co. fallen lassen. „Sonst“, so Dluzak, „drohen Strafen zwischen 50 bis 500€.“
Hans Dieter Wüst, 1. Vorsitzender des Vereins für Schäferhunde s.V.e.V. Lorsch, solidarisiert sich mit der städtischen Aktion: „Nicht nur in unseren Schulungen und Versammlungen weisen wir immer wieder darauf hin, wie mit Hundekot umzugehen ist.“ Aber er weiß auch: „Die Reaktionen darauf sind oftmals – ehrlich gesagt – zum Kopfschütteln.“ Ganz unverständige Zeitgenossen sind beispielsweise offensichtlich der Meinung, mit der Hundesteuer das Aufsammeln der Hundefäkalien im Stadtraum bezahlt zu haben. „Trauen Sie sich und sprechen Sie die Leute an, wenn sie ihrer gesetzlichen Verpflichtung nicht nachkommen“, lautet hier der Apell der Stadt an die Bevölkerung. Dass ein besonders dreister Hundehalter etwa den gewaltigen Kothaufen seines Hundes direkt vor der Eingangstür eines Kindergarten liegen ließ, wie gerade jetzt wieder geschehen – so etwas sollte in Lorsch demnächst einfach nicht mehr vorkommen dürfen.