Schwere Unfälle, Naturkatastrophen und andere „besondere Einsatzlagen“ – so der Fachjargon – sind zu jeder Zeit an jedem Ort möglich. Auch im Neckar-Odenwald-Kreis. Die schnelle Versorgung und Betreuung vieler Verletzter und Betroffener stellt eine große Herausforderung dar und kann nur gelingen, wenn rechtzeitig umfassende Absprachen über die Zusammenarbeit und Einbindung der Einsatzkräfte und Fachdienste getroffen wurden. Im Kreisgebiet, aber auch überregional.
Vor diesem Hintergrund wurde im Landratsamt des Neckar-Odenwald-Kreises in Mosbach nun eine „Leitlinie zur Bewältigung eines Massenanfalls Verletzter (MANV) im Rettungsdienstbereich Neckar-Odenwald-Kreis“ unterzeichnet. Was sich sehr abstrakt anhört, ist eine konkrete Handlungsanweisung, die nach ministeriellen Vorgaben von einer Arbeitsgruppe unter Federführung des Landratsamtes erarbeitet wurde. Privatdozent Dr. Harald Genzwürker hatte als Sprecher der Gruppe der Leitenden Notärzte diese Arbeitsgruppe initiiert. Beteiligt waren außer den Notärzten die Kreisverbände des Deutschen Roten Kreuzes Buchen und Mosbach sowie der Notfallseelsorge/Notfallnachsorgedienst. Nach Ansicht aller Beteiligten handelt es sich um die „derzeit beste Lösung zur Bewältigung eines seltenen Großschadensereignisses unter Berücksichtigung der Besonderheiten des ländlichen Raums.“
Martin Wuttke, Erster Landesbeamter des Landkreises, hatte zur Unterzeichnung eingeladen und dankte für das gezeigte Engagement: „Da alle in der Arbeitsgruppe vertreten waren, stehen auch alle hinter der Leitlinie.“ Diese Leitlinie sieht im Übrigen ein Wellenkonzept vor, das sich orientiert an der Schwere des Schadensereignisses bzw. der Anzahl der Verletzten: Während durch die Kräfte der Welle 1 bis zu zehn Patienten versorgt werden können, wird Welle 4 bei mehr als 100 Verletzten aktiviert.
In diesem Zusammenhang brach Dr. Genzwürker eine Lanze für die vielen Ehrenamtlichen vor Ort, ohne die eine solche Konzeption nicht in die Praxis umsetzbar sei. Aber auch bei einem „ganz normalen Notfall“ seien diese Kräfte von der Feuerwehr, dem Deutschen Roten Kreuz oder anderen Hilfsorganisationen unentbehrlich: „Sie alle machen uns das Leben und Arbeiten als Notarzt sehr viel einfacher.“ Urban Fuchs vom Deutschen Roten Kreuz betonte, dass die Zusammenarbeit in der Arbeitsgruppe gut und harmonisch gewesen wäre: „Aber jetzt fängt die eigentliche Arbeit erst an. Denn jetzt müssen wir das theoretische Konzept mit Leben erfüllen. Wir müssen die konkrete Umsetzung üben, damit wir tatsächlich für den Ernstfall gerüstet sind.“