Manchmal rückt Bewährtes ein wenig in den Hintergrund, wenn Neues kommt. Vergessen ist es deshalb nicht. Aktuell ist dies in der Geburtshilfe zu beobachten. Schon früher wurde dort eine Möglichkeit des Inhalierens genutzt, um mit Wehen einhergehende Schmerzen zu mindern. Dabei kam ein Gemisch aus Lachgas und Sauerstoff zum Einsatz. Jetzt kehrt das probate Mittel zurück in die Kreißsäle. Eine Bereicherung, betonen die Experten. Mit bei den Vorreitern ist die Geburtshilfe am Kreiskrankenhaus Bergstraße in Heppenheim, das zum Universitätsklinikum Heidelberg gehört.
Hebamme Anna Gölz schätzt das erweiterte Angebot zur Schmerzlinderung, das auch an anderer Stelle in der modernen Medizin Anwendung findet, sie sagt: „Für uns ist es eine weitere Möglichkeit, einer Frau zu helfen und sie bei der Geburt zu unterstützen.“ Risiken für das Kind gibt es dadurch nicht. Hat eine werdende Mutter im Kreißsaal das Gefühl, dass die Schmerzen für sie schwererträglich werden, kann sie das Gemisch inhalieren. Ein Handgriff reicht, anders als bei einer PDA (rückenmarksnahe Narkose) Bedarf es keiner Vorbereitung, und der schmerzlindernde Effekt tritt sehr schnell ein. Die Hebamme reicht der werdenden Mutter vor Beginn einer Wehe eine kleine Kunststoffmaske. Durch diese kann das Lachgas-Sauerstoff-Gemisch inhaliert werden.
Klingt die Wehe ab, nimmt man die Maske wieder von Mund und Nase. Der Vorgang ist jederzeit zu wiederholen, ein Risiko des Überdosierens gibt es nicht, weil das Gemisch sofort wieder ausgeatmet wird, erklärt Anna Gölz. Und wen der Gedanke an einen begleitenden Kunststoffgeruch oder gar -geschmack zurückschrecken lässt, wird von der Hebamme auch an dieser Stelle beruhigt: Auf Wunsch können angenehme Geschmacksnoten beigemischt werden.
Entscheidend ist: Die werdende Mutter steuert die Inhalation selbst. Die moderne Geburtshilfe erlebt eine Bereicherung, ohne dass andere Möglichkeiten der Schmerzmilderung wie beispielsweise die PDA an Bedeutung verlieren. In Teilen können die Methoden sich sogar ergänzen. Dann zum Beispiel, wenn mit dem Lachgas-Sauerstoff-Gemisch die Zeit bis zum Wirken einer PDA überbrückt wird.
„Mütter sollen die Geburt als etwas Schönes wahrnehmen, die Wehenschmerzen machen das aber oft schwierig. Deshalb ist es uns wichtig, ein großes Angebot schmerzlindernder Maßnahmen zu haben, die Wahrnehmung und Beweglichkeit nicht einschränken“, sagt Dr. Ursula Hurst, Chefärztin der Gynäkologie und Geburtshilfe am Kreiskrankenhaus Bergstraße. Und sie ergänzt: „Mit allem was wir tun, wollen wir die gebärenden Frauen unterstützen, wir wollen möglichst diskret helfen, denn eine Geburt ist einer der persönlichsten Momente. Und selbstverständlich stehen wir parat, um in Notfällen eine optimale Versorgung zu garantieren.“
Das Kreiskrankenhaus Bergstraße bietet an jedem ersten Donnerstag und neuerdings auch an jedem dritten Donnerstag im Monat Informationsabende für werdende Elternan. Beginn ist um 19 Uhr. Dabei gibt es Einblick in die Arbeit und Angebote der Geburtshilfe, zudem steht das Team Rede und Antwort.
Die Geburtshilfe am Kreiskrankenhaus im Internet: www.kkh-bergstrasse.de> Unsere Abteilungen > Gynäkologie & Geburtshilfe > Geburtshilfe.