Zu einem missionarischen Aufbruch der Kirche, die von der Freude des Evangeliums geprägt ist, hat Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann aufgerufen.
Im Pontifikalamt am ersten Weihnachtsfeiertag im Speyerer Dom bezeichnete er die Freude als innere Kraft des Evangeliums: „Dass ich aus mir herausgehen und über meine Schatten hinauswachsen kann und dass die Liebe mich fähig macht, mich in aller Verletzbarkeit hinzugeben und für andere dazu sein, das ist die gemeinsame Freude, die sich wie Licht weitergibt und neu entzündet.“ Die Freude hänge eng mit der Liebe zusammen. „Es gibt keinen anderen Weg zur Freude als die Liebe.“ Ihren Grund habe sie in dem Wissen, dass die Welt trotz aller berechtigten Einsprüche im letzten gut ist und die Liebeshingabe Sinn macht.
Der Mensch sei verwiesen auf das, was er selbst nicht ist. „Daher müssen Ehe und Familie unter dem besonderen Schutz der ganzen Gesellschaft stehen“, forderte Bischof Wiesemann. Dieses Leitbild dürfe eine Gesellschaft, die Zukunft haben will, nicht aufgeben. Er warnte davor, die Weitergabe des Lebens von der Liebe abzukoppeln. „Schon sind wir dabei, den Menschen genetisch zu screenen und Bedingungen an sein Lebensrecht zu stellen.“ Das seien Allmachtsphantasien von Menschen, die „liebesunfähig, leidensunfähig und freudlos“ geworden sind. An Weihnachten habe Gott selbst ein falsches Gottesbild zerbrochen, indem er sich „bedingungslos in das Arme und Geringe hineinverschenkt und das Verachtete und Schwache erwählt.“ Das ermögliche dem Menschen, „die offene Stelle in unserem Wesen, unsere Liebeswunde, anzunehmen und zu leben.“
"Christen feiern in der Heiligen Nacht das Wunderbarste, das Gott überhaupt hat tun können. Alles Göttliche, alles Hohe hat er abgelegt, auf alles Herrschaftliche verzichtet, um uns Menschen in allem gleich zu werden: mit einem Geborenwerden, einem Heranwachsen, einem Sterben am Ende.“ Dies betonte Weihbischof Otto Georgens in seiner Predigt in der Christmette. In seiner Ansprache sagte Georgens, Gott komme als Kind, um uns die Angst zu nehmen, die lähme. „Gott wird Mensch, um unser Leben zu teilen. Damit wir dem Leben trauen und lernen, menschlich zu leben.“ Der Weihbischof verwies auf den vor ungefähr 400 Jahren im Elsass entstandenen Brauch des Christbaums. Dieser habe ursprünglich an den Baum im Paradies erinnert, mit dem die biblische Geschichte vom Misstrauen des Menschen gegenüber Gott beginne. Doch Gott habe den Menschen nicht aufgegeben, ihn nicht in die Finsternis gestoßen. Er sei ihm von sich aus nachgegangen, habe sich winzig klein gemacht und in dem Kind von Betlehem gezeigt, dass er die Menschen liebe. So stehe der Christbaum, dessen Lichter Jesus versinnbildlichen, für den Weihnachtswunsch Gottes nach dem menschlichen Menschen. „Gott wartet auf Nachahmung, bei dir und mir, bei uns allen“, schloss Weihbischof Georgens seine Predigt.
An der musikalischen Gestaltung der festlichen Weihnachtsgottesdienste wirkten der Domchor unter der Leitung von Domkapellmeister Markus Melchiori, die Jugendkantorei, die Dombläser, Domkantor Alexander Lauer sowie Domorganist Markus Eichenlaub mit.