Das Land Baden-Württemberg konnte 2012 mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und der Ernst von Siemens Kunststiftung zwei Werke des Meisters von Meßkirch erwerben, die zum „national wertvollen Kulturgut“ zählen. Die erworbenen Werke werden künftig die Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart und die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe bereichern.
„Der Heilige Martin mit Bettler und dem Stifter Gottfried Werner von Zimmern“ wird ab dem 2. Dezember in der Sammlung der Kunsthalle Karlsruhe zu sehen sein.
Kunstministerin Theresia Bauer sagt anlässlich der Übergabe: „Der Meister von Meßkirch gilt als herausragende Künstlerpersönlichkeit Süddeutschlands im 16. Jahrhundert. Mit dem Kauf konnten wir Kunstwerke von außergewöhnlichem Rang und hoher landesgeschichtlicher Bedeutung für das Land Baden-Württemberg sichern und weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich machen“. Mit dem Kauf würden die vorhandenen Bestände der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe qualitativ entscheidend gestärkt, zumal
eigenhändige Tafeln des Künstlers auf dem Kunstmarkt weltweit nicht mehr verfügbar seien, so die Ministerin.
Der Meister von Meßkirch zählt zu den herausragenden Künstlerpersönlichkeiten der frühen Neuzeit. Der Notname dieses bis heute anonymen Malers leitet sich von seinem umfangreichsten Auftrag her: der künstlerischen Ausstattung von St. Martin in Meßkirch. Zwischen 1530 und 1540 schuf der Meister für diese Kirche rund zwölf Retabel. Mit der Neuerwerbung der Stiftertafel mit dem Heiligen Martin kommt die linke Flügelinnenseite des ehemaligen Hochaltars in das Eigentum des Landes Baden-Württemberg, die das Werk nun der Kunsthalle Karlsruhe übergibt.
Die Tafel zeigt den Kirchenpatron, den Heiligen Martin, als Bischof von Tours. Ihm ist attributiv ein alter, an Aussatz leidender Bettler beigegeben, der flehentlich zum mild- und wundertätigen Heiligen aufschaut und dessen prachtvollen Chormantel ergreift. Der barmherzige Blick Martins hingegen gilt dem in voller Rüstung knienden und andächtig betenden Ritter, den er mit seiner rechten Hand dem auf der ehemaligen Mitteltafel erscheinenden Erlöser Christus empfiehlt. Es handelt sich um Graf Gottfried Werner von Zimmern, den Stifter der gesamten Kirchenausstattung. Sein Wappen und die Beischrift weisen ihn als Gebieter über die Herrschaften Wildenstein und Meßkirch aus.
Das 166 x 40 cm messende Gemälde konnte vom Fürsten zu Fürstenberg erworben werden, der der Kunsthalle Karlsruhe ab sofort für die Dauer von vier Jahren zwei weitere Tafelbilder vom ehemaligen Meßkircher Hochaltar leihweise zur Verfügung stellt. Es handelt sich zum einen um das Gegenstück zur erworbenen Stiftertafel – es zeigt den Heiligen Johannes den Täufer mit Apollonia von Henneberg, Ehefrau Gottfried Werners von Zimmern; zum anderen um eine Darstellung der Heiligen Maria Magdalena.
Bereits seit 1858 besitzt die Karlsruher Kunsthalle vier Tafeln von Meßkircher Nebenaltären. „Dieses kleine Ensemble gewinnt durch das neu erworbene Werk neuen Glanz und kunsthistorisches Gewicht. Wir sind stolz und dankbar, dass die gemeinschaftliche Anstrengung aller beteiligten Partner diese exzeptionelle Erwerbung möglich gemacht hat,“ so Pia Müller-Tamm, die Direktorin der Kunsthalle.
Der Meister von Meßkirch war ein Künstler der Renaissance, der stilistisch auf der Höhe seiner Zeit war, so etwa hinsichtlich Figurenauffassung und Ornamentik. Gleichzeitig griff er – vermutlich auf Wunsch seines altgläubigen Auftraggebers – auf traditionelle mittelalterliche Glaubensvorstellungen und Darstellungsformen zurück. Dazu zählt etwa der sorgfältig punzierte und gravierte Goldgrund der Stiftertafeln. Während rings um Meßkirch die Reformation durchbrach und Bilderstürme wüteten, setzte man hier ein frühes Zeichen der Gegenreformation.