Eine hochdotierte Förderung des Europäischen Forschungsrats (ERC), ein ERC Advanced Grant für Spitzenforscher in Europa, geht an den Heidelberger Astrophysiker Prof. Dr. Ralf S. Klessen. Damit wird über fünf Jahre ein Forschungsvorhaben gefördert, in dem sich der Wissenschaftler mit den physikalischen Prozessen bei der Entstehung der ersten Sterne des Universums beschäftigt. Dem Forscher vom Institut für Theoretische Astrophysik am Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg stehen dabei rund 2,5 Millionen Euro an Fördermitteln zur Verfügung. Die Forschungsarbeiten beginnen im Februar 2014.
In dem vom ERC geförderten Forschungsprojekt „STARLIGHT: Formation of the First Stars" befassen sich Prof. Klessen und sein Team mit der frühesten Sterngeneration in unserem Kosmos, die sich nur wenige 100 Millionen Jahre nach dem Urknall gebildet hat. Diese ersten Sterne beendeten das sogenannte „Dunkle Zeitalter", in dem es keinerlei für das menschliche Auge sichtbare Strahlung im Universum gab. Darüber hinaus spielten sie eine zentrale Rolle bei der Entstehung der ersten schweren Elemente und bei der Geburt der Galaxien, wie wir sie heute kennen. „Während wir die physikalischen Prozesse, die zur Bildung von Sternen in unserer kosmischen Nachbarschaft in der Milchstraße führen, recht gut verstehen, wissen wir sehr wenig über die Entstehungsgeschichte der ersten Sterne im Universum", so Prof. Klessen. „Die bestehenden Theorien sind zum Teil sehr spekulativ, und direkte Beobachtungsdaten gibt es nicht."
Um einen tieferen Einblick in den Ursprung der ersten Sterne zu erhalten, werden die Heidelberger Astrophysiker neuartige theoretische und numerische Methoden mit detaillierten astronomischen Beobachtungen kombinieren. Damit wollen sie unter anderem Aufschluss darüber erhalten, wo, wann und vor allem wie sich die ersten Sterne im Universum gebildet haben und welche physikalischen Prozesse ihre Masse bestimmen. Von Interesse ist dabei auch die Frage, wie frühe Sterngenerationen ihre Umgebung beeinflusst und so die weitere kosmische Entwicklung verändert haben. Zudem wollen die Wissenschaftler herausfinden, was die beobachtbaren Signaturen der ersten Sterne sind und wie ihre physikalischen Eigenschaften mit modernen Teleskopen auf der Erde oder im Weltraum bestimmt werden können.
Ralf S. Klessen (Jahrgang 1968) studierte Physik an der Technischen Universität München mit einem Auslandsaufenthalt an der University of Illinois at Urbana-Champaign. Nach der Diplomarbeit, die am Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching entstanden ist, wurde er 1998 an der Universität Heidelberg promoviert. Die Forschungsarbeiten dazu führte er am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg durch. Als Postdoktorand arbeitete Ralf S. Klessen an der Sterrewacht Leiden in den Niederlanden und an der University of California in Santa Cruz in den USA, ehe er im Jahr 2002 die Leitung der Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe „Theorie der Sternentstehung" am Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam übernahm. Es folgte 2004 die Habilitation an der Universität Potsdam. Im Jahr 2006 wurde der Wissenschaftler als Professor für Theoretische Astrophysik an die Universität Heidelberg berufen. Prof. Klessen ist stellvertretender Sprecher des Heidelberger Sonderforschungsbereichs „Das Milchstraßensystem" (SFB 881) und zur Zeit Studiendekan der Fakultät für Physik und Astronomie.
Informationen im Internet: Prof. Dr. Ralf Klessen: www.ita.uni-heidelberg.de/~ralf Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg: www.zah.uni-heidelberg.de