Es klingt wie ein kleines Wunder. Auf einem privaten Dachboden in der ehemaligen DDR überlebte ein Schatz, der nach der Wende in den Westen kam, um von seinen ungenannt bleiben wollenden Eigentümern gehegt und gepflegt zu werden. Ein Bruchteil dieses Schatzes wird nun im Sonderausstellungsbereich des Terra-Sigillata-Museums Rheinzabern präsentiert: „Puppen und Bären – Spielzeug aus dem vergangenen Jahrhundert“.
Vorsitzender Philipp Schmitt begrüßte eine Reihe von Gästen, insbesondere die Leihgeber. Schmitt ging auf das Zustandekommen der Ausstellung ein lobte insbesondere die helfenden Hände, welche die Ausstellung zusammenstellten und nun präsentieren. Stehen Puppen und Bären zweifellos im Mittelpunkt, so sind auch Spielzeuge zu besichtigen, die quasi das Umfeld, das Milieu, die frühere Kinderwelt zeigen – vom Wohnzimmer über den Bauernhof bis zum Kirchweih-Kettenkarussell von 1919.
Jedes Objekt hat eine „Biographie“, könnte erzählen: Von der „Lehr-Puppe“ für Hebammenschülerinnen bis zu Spielzeugpuppen aus der „schlechten Zeit“. Ortsbürgermeister Gerhard Beil dankte allen helfenden Händen für die Ausstellung, die sicherlich das Kulturleben der Region bereichern wird. In seinem Grußwort schlug er auch einen kleinen Bogen über die kulturelle und pädagogische Bedeutung des Spielzeugs als Ausdruck der Zeitumstände samt ihrer Pädagogik.
Gerade die Puppen waren stets ein Abbild der sozialen Rollen in der Gesellschaft, sie verkörpern Schönheitsideale und Erziehungsziele. Sie regen allerdings auch zu wertvollem Rollenspiel an, was man nicht von jedem modernen Spielzeug sagen kann. Etliche kostbare Ausstellungsstücke stammen aus dem thüringischen Spielwarenzentrum Sonneberg, das vor dem Kriege Weltbedeutung hatte und seit der Wende z.T. wieder zaghaft an frühere Erfolge anknüpfen kann. Unweit davon liegt die „Puppenstadt“ Neustadt bei Coburg.
Stammt heute ein Großteil des Spielzeugs aus Ostasien, so waren es früher vor allem arme Waldgebiete und Bergregionen wie z.B. das Erzgebirge oder der Thüringer Wald, wo häufig in Heimarbeit und unter schlimmen hygienischen Bedingungen das Spielzeug hergestellt wurde – zum Teil in Kinderarbeit oder zu Hungerlohnbedingungen. An Schulbesuch war für solche Kinder kaum zu denken. Ob sie Zeit zum Spielen hatten, dürfte fraglich sein.
Es ist zu hoffen, dass möglichst viele Besucher kommen, um nicht nur eigene Nostalgiebedürfnisse zu befriedigen, sondern Geschichten aus ihrer Kindheit auch an die folgende Generation weiterzugeben. Nicht zuletzt betonte der Ortsbürgermeister, dass Spielzeug zur kulturellen Identität und zum Zusammenhalt von Menschen, Regionen und Staaten beiträgt. Somit stehen die gezeigten Stücke nicht für sich allein, sondern als Beispiel für kulturelle Gemeinsamkeiten und Einflüsse in ganz Europa.
Die nette Ausstellung läuft bis Ende April und ist während der Museumsöffnungszeiten zu besichtigen: Mi.-Sa.: 11-16.00 Uhr – Sonn- und Feiertag: 11-17.00 Uhr
Rheinzabern ist auch mit der S-Bahn Linie S 51 und S 52 erreichbar. Haltepunkt Bahnhof. Von dort nur 300 m zum Museum.