Ein Mahnmal vor dem Mannheimer Amtsgericht erinnert an die Opfer der Zwangssterilisierungen während des Nationalsozialismus. Bürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb übergab die Patenschaft über das Mahnmal an Schüler der Friedrich-List-Schule.
Das Mahnmal des Künstlers Michael Volkmer ist mobil und erinnert an die rund 1000 Mannheimer Opfer der Zwangssterilisierungen in der Zeit des Nationalsozialismus.
Es wird im Wechsel bei den Institutionen aufgestellt, die an der Durchführung beteiligt waren. Erste Station des Mahnmals ist das Mannheimer Amtsgericht. „Wir stehen vor einem Gebäude, das heute Recht spricht und nicht Unrecht zur Geltung verhilft. Das war aber nicht immer so. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden Recht und Menschlichkeit in diesem Gebäude gebeugt“, erklärte Bürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb zu Beginn ihrer Rede. Vor 80 Jahren wurde im Mannheimer Amtsgericht das "Erbgesundheitsgericht“ eingerichtet. Dort urteilten ein Amtsrichter gemeinsam mit zwei Ärzten darüber Menschen zwangszusterilisieren. „Dies unterstreicht den zweifelhaften Charakter der Institution: Unrecht trat im Mantel der Rechtsprechung auf“, so die Bürgermeisterin. In der Regel ohne die Anwesenheit der Betroffenen und ohne Rechtsbeistand.
Schüler der Mannheimer Schulen haben, begleitet von Lehrkräften die Gelegenheit, eine Patenschaft für dieses Mahnmal zu übernehmen, indem sie sich thematisch damit auseinandersetzen.
Diese Möglichkeit haben die Schüler der Friedrich-List-Schule ergriffen. Sie erforschen nicht nur die Täter, sie befassen sich auch mit den Einrichtungen, in denen diese gewirkt haben.
„Ich danke euch, dass ihr den Blick nicht zur Seite wendet, sondern den Mut habt, euch mit unserer Vergangenheit, dem Verbrechen der Zwangssterilisierungen auseinanderzusetzen“,
lobte die Bildungsdezernentin das Engagement der Schüler der Friedrich-List-Schule bei der Übergabe der Patenschaft.
Abschließend gab sie den Schülern noch einen Denkanreiz mit auf den Weg: „Ich würde mich freuen, wenn jeder von euch ein Stück weit die Frage mitnimmt, wie wir so eine Willkür und so einen Zugriff auf den Menschen in Zukunft verhindern könnten.“