Die traditionelle Gedenkfeier der Gemeinde Rheinzabern anlässlich des Volkstrauertages konnte wieder würdevoll begangen werden. Bereits zum Sonntagsgottesdienst zogen Fahnenabordnungen der Vereine feierlich in die Pfarrkirche Sankt Michael ein. Anschließend stimmte die monotone Melodie von Chopins Trauermarsch während des Gangs zum Friedhof auf das Trauerritual ein, ehe bei der Kriegergedächtniskapelle der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht wurde.
Pfarrer Thomas Brenner und Pfarrer Jürgen Krebs sprachen tiefgründige Gebete, ehe der Ortsbürgermeister in seiner Rede über Ursachen der beiden Weltkriege sprach. Ausgehend vom lettischen Lied Land des Friedens ging der Ortsbürgermeister auf die Metapher der Liedsprache ein. Heimat, blühende Felder, rauschende Wälder, Himmel, heile Welt, friedliche Natur sind allen Völkern eigen, zugleich bedeuteten die Begriffe Antipoden zu politischer Unterdrückung und Fremdherrschaft.
Auch die Nazis hatten unmittelbar nach der Machtergreifung vor 80 Jahren begonnen, Begriffe wie Heimat, Kameradschaft, Freiheit oder Rücksichtnahme zu diskreditieren und auszuhöhlen. Wer die Sprache beherrscht, beherrscht auch bald die Gehirne, schafft ein von der Ideologie geprägtes Wertesystem. Vor den Taten stand die Mensch und Individuum verachtende Ideologie vom Recht des Stärkeren und der Herrenrasse.
Gerhard Beil schlug auch einen Bogen ins Jahr 1913, dem letzten Friedensjahr vor Ausbruch der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, dem I. Weltkrieg. Der Blick ging dabei ins Städtchen Zabern im Elsass, wo die „Zaberner Affäre“ symptomatisch war für Wilhelminische Großmannssucht unter der Devise Am deutschen Wesen soll die Welt genesen.
Von heute betrachtet stellt sich immer noch die Frage: Wie konnte all dies im Land der Dichter und Denker geschehen?
Unter der unvorstellbar großen Zahl von 10 Millionen Kriegstoten im I. WK befanden sich 78 Opfer aus Rheinzabern. Im II. WK, der 55 Millionen Opfern von Krieg und Gewalt mit sich brachte, hatte die Gemeinde 178 Opfer zu beklagen. Ihre Namen sind in der Kriegergedächtniskapelle verewigt.
Während Trompeter das ergreifende Lied vom „Guten Kameraden“ spielten, legte der Ortsbürgermeister im Innern der Kapelle einen Kranz der Gemeinde nieder, begleitet von der Vorsitzenden des VDK, Frau Werling.
Ortsbürgermeister Gerhard Beil dankte allen, die gekommen waren, insbesondere den beiden Geistlichen, dem MV Lyra, der Chorgemeinschaft, dem Kirchenchor und der Feuerwehr. Beil dankte auch dem VDK und empfahl dessen Sammlung zugunsten der Kriegergedächtniskapelle am Friedhofsausgang.
Insgesamt ein gutes Zeichen gemeinsamer Trauerkultur und großen Gemeinsinns.