Am 17.11.2013 ist Weltfrühchentag

Das eigene Baby auf dem Splitscreen des Smart TV … Das hört sich nach übertriebener Technikleidenschaft junger Eltern an. In unserem Falle handelt es sich bei den Babies allerdings um echte Sorgenkinder.

Als Frühchen verbringen sie oft viele Wochen auf der Intensivstation der Uniklink Mannheim, getrennt von Eltern und durch das Glas des Inkubators abgeschirmt. Die Eltern haben durch die Trennung und die Extremsituation “Intensivmedizin” häufig keine Chance, schnell eine innige Beziehung zum ihrem Kind aufzubauen. Häufig plagen die Mütter Schuldgefühle, sodass der Bezug zu ihrem Baby in solchen Fällen nicht automatisch kommt.Aber gerade für die Allerkleinsten ist das Gefühl der Wärme und Zuneigung das dringend benötigte Lebenselixier.

Der Elternkreis für Frühgeborene und kranke Neugeborene des Uniklinikums Mannheim hat deswegen ein Projekt aus der Taufe gehoben. Dieses wirft Bilder aus der Intensivstation auf den Bildschirm – sei es Handy, Laptop oder eben Fernseher – um dieses Bonding zu erleichtern. Rechtzeitig zum Weltfrühchentag konnte die erste “Känguruhcam” für ein Elternpaar freigeschaltet werden.Das erste flimmernde Bild war die verdiente Belohnung für die Mitglieder des Frühchenvereins, der sich fast eineinhalb Jahre durch den Verwaltungsapparat des Klinikums kämpfen und die notwendige Unterstützung immer wieder einfordern musste.Glücklicherweise besitzen Eltern von Frühchen wohl eine ähnliche Kämpfernatur wie die Kleinen selbst.

Somit leisten die neuen Kameras von heute an nicht nur ihren Beitrag beim “Bonding” zu den Eltern. Auch die Großeltern, denen der Zugang auf die Intensivstation wegen der Keimgefahr verwehrt ist, können das kleine Bündel Leben beim Wachsen und Gedeihen beobachten. (Die Problematik der Krankenhauskeime, die immer wieder für Schlagzeilen sorgen, kann damit nicht gelöst werden. Diese Keime werden i.d.R. nicht von den Eltern übertragen.)

Der Leiter der Neonatologie des Universitätsklinikums Mannheim, Privat-Dozent Dr. Schaible, ist glücklich über diesen Schritt in die Zukunft. Die Kameras bringen diverse Vorteile, die sich für die Versorgung der Frühgeborenen entwickeln. Die betroffenen Ärzte und das Pflegeteam sind gerne bereit, die durch die Kameras erhöhte Arbeitsbelastung zu tragen. Die Uniklinik Mannheim zählt zu den wenigen Perinatalzentren bundesweit, die auf diese Technologie setzen und ist das einzige in der Region.

Der Elternkreis konnte aufgrund der begrenzten finanziellen Mittel nicht auf eine Profilösung führender Anbieter zurückgreifen. Das Projektteam stellte sich die notwendige Infrastruktur selbst mit Hilfe eines lokalen IT-Dienstleisters zusammen. Dadurch wurde das Budget des Frühchenvereins nur mit einem Bruchteil der sonst notwendigen Kosten belastet.

Für weitere Kameras sucht der Elternkreis noch Sponsoren.

Weitere Informationen zum Thema:

www.fruehchen.de
https://www.facebook.com/fruhchen.mannheim?ref=tn_tnmn