Seit 2008 zeigt das Technik MUSEUM SPEYER als Highlight der Raumfahrtausstellung einen sowjetischen BURAN Raumgleiter. Außerhalb von Russland und den USA ist die BURAN in Speyer der einzige Raumgleiter, der in einem Museum besichtigt werden kann. Die BURAN (russisch für Schneesturm) war die Antwort der Sowjetunion auf das amerikanische Space Shuttle.
Wie beim US-amerikanischen Gegenstück stand die Wiederverwendbarkeit nach Einsätzen im Erdorbit im Vordergrund. Obwohl sich die BURAN und das US-amerikanische Space Shuttle äußerlich sehr ähnlich sehen, gibt es technisch fundamentale Unterschiede. Beim US Space Shuttle wird ein Großteil der Schubkraft durch die drei eingebauten Triebwerke erzeugt, die beim Start durch einen Außentank mit Treibstoff versorgt und durch Zusatzraketen unterstützt werden. Die BURAN wurde dagegen mit einer riesigen ENERGIJA Rakete als Trägersystem gestartet. Durch den Verzicht auf große Haupttriebwerke die Beschränkung auf kleine Manövriertriebwerke war die BURAN im Bau weniger aufwändig und konnte mehr Nutzlast ins All befördern. Die BURAN war außerdem, im Gegensatz zum US Space Shuttle, von Beginn an auch für unbemannte Missionen konzipiert worden. Der gewaltige Raumgleiter ist 36 m lang, 16 m hoch und wiegt ca. 80 Tonnen.
Vor 25 Jahren, am 15. November 1988, startete erstmals eine BURAN Raumfähre ins All. Der unbemannte Flug verlief problemlos und endete nach zwei Erdumkreisungen mit einer automatischen Landung. Einen wesentlichen Anteil an diesem Erfolg hatte der heute im Technik MUSEUM SPEYER gezeigte BURAN Prototyp OK-GLI. Dieser wurde 1984 gebaut und diente zur Erprobung von Gleitflug und Landung nach dem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre. Im Gegensatz zur finalen Version verfügte die BURAN OK-GLI am Heck über spezielle Triebwerke, mit denen sie selbsttätig starten konnte. Zwischen 1984 und 1989 hat der im Museum gezeigte Prototyp 25 Atmosphärenflüge absolviert und damit entscheidend zum erfolgreichen Orbitalflug der BURAN-Raumfähre 1.01 im Jahr 1988 beigetragen. Ein großer Teil der Testflüge wurde von dem russischen Kosmonauten und Testpiloten Igor Volk durchgeführt, der dem Museum seit vielen Jahren freundschaftlich verbunden ist.
Der erste Flug der BURAN sollte allerdings auch der letzte bleiben. Die Zeit der Sowjetunion ging zu Ende und nach Glasnost und Perestroika gab es drängendere Probleme als die Weltraumfahrt. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde die Weiterentwicklung der BURAN zunächst gestoppt, und das gesamte Programm dann 1993 endgültig eingestellt. Für die BURAN OK-GLI begann nach dem Ende des sowjetischen Shuttle-Programms eine lange Odyssee. Nach 10-jähriger Lagerung wurde sie 1999 nach Sydney verschifft, wo sie während der Olympischen Sommerspiele als Touristenattraktion ausgestellt wurde. Im Anschluss daran ging die BURAN in den Besitz einer Investorengruppe aus Singapur über, die mit ihr eine große Welttournee plante. Erste und letzte Station dieser Tournee war im Jahr 2002 Bahrain. Aufgrund von wirtschaftlichen Differenzen wurde der Raumgleiter beschlagnahmt und im Hafen von Bahrain eingelagert. Im Sommer 2003 erwarb das Museum die BURAN, aber aufgrund von Rechtsstreitigkeiten verzögerte sich der Transport nach Deutschland um fünf Jahre. Anfang März 2008 war es dann endlich soweit – die BURAN wurde verladen, zu einem Hochseefrachter transportiert, ins Technik MUSEUM SPEYER gebracht und in einer eigens neu errichteten Halle aufgestellt. Dort kann sie jetzt 365 Tage im Jahr von 9 – 18 Uhr besichtigt werden. Nur zwei BURAN Raumgleiter haben sich jemals in den Himmel erhoben: die BURAN OK-GLI, die jetzt im Technik MUSEUM SPEYER steht, und die BURAN 1.01, die 1988 als einzige den Weltraum erreichte. Letztere wurde 2002 unter Tonnen von Zement und Stahl begraben als die Lagerhalle, in der sie untergebracht war, in sich zusammenstürzte. Damit ist der Prototyp OK-GLI in Speyer der einzige noch verbliebene komplett erhalten Raumgleiter aus dem BURAN Programm. Das Museum ist Stolz, seinen Besuchern diese Rarität der Raumfahrtgeschichte zeigen zu können. Weitere Informationen gibt es unter www.technik-museum.de oder www.technik-museum.de/buran.