Mainz-Wiesbadener Künstlerkollektiv gewinnt mit dem Projekt „Sammlungen. Gehende sprechen.“ den erstmals ausgelobten Produktionspreis beider Städte.
Der künstlerische „Brückenschlag MZ/WI“ hat seine ersten Gewinner: Ein fünfköpfiges Künstlerkollektiv um die Mainzer Performancekünstlerin Mareike Buchmann hat den erstmals ausgeschriebenen Förderpreis für ein städteübergreifendes Mainz-Wiesbadener Projekt in der Sparte „Darstellende Kunst“ gewonnen. Eine Fachjury sichtete in der vorigen Woche die eingegangenen Bewerbungen und entschied sich schließlich mehrheitlich für das Projekt mit dem Titel „Sammlungen. Gehende sprechen.“ Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert, das Projekt muss innerhalb eines Jahres umgesetzt werden.
Der „Brückenschlag MZ/WI“ wurde von den Kulturdezernaten der Landeshauptstädte Mainz und Wiesbaden im Jahr 2013 erstmals als gemeinsamer Förderpreis für ein städteübergreifendes Projekt im Bereich der Darstellenden Kunst ausgeschrieben. Das Preisgeld wird jeweils zur Hälfte aus Mainz und Wiesbaden getragen.
Um den Preis bewerben konnten sich Künstlerinnen und Künstler sowie Einrichtungen aus Mainz und Wiesbaden mit städteübergreifenden Projektideen. Thema, Form und Inhalt waren freigegeben. Insgesamt nahmen acht Künstlergruppen aus beiden Städten an der Wettbewerbspremiere teil, darunter nicht nur zahlreiche bekannte Akteure der regionalen freien Szene, sondern auch viele Künstler, die eigens für den Brückenschlag zusammenfanden.
Das Siegerprojekt „Sammlungen. Gehende sprechen.“ ist als zweiteilige, interdisziplinäre Inszenierung im öffentlichen Raum konzipiert. Elemente der Performancekunst, des zeitgenössischen Tanzes und der narrativen Ebene sollen zu einem tatsächlichen Brückenschlag zwischen Mainz und Wiesbaden, zu einem inszenierten Gang von der einen in die andere Stadt werden. Die Passanten auf der Strecke sollen dabei das – stetig wechselnde – Publikum sein. Nach dem Konzept wird diese Überquerung fotografisch und filmisch dokumentiert und in beiden Städten gezeigt. Inszeniert wird das Projekt von Mareike Buchmann (Wiesbaden), Robert Krajnik, Mirko Danihel (Mainz), Sebastian Weiss (Mainz) und Stefan Brand (Mainz).
„Die Jury hat vor allem überzeugt, dass der Brückenschlag nicht nur bildhaft, sondern ganz real vollzogen wird und damit die beiden Städte, die beiden so verschiedenen Stadträume zusammenbringt“, heißt es in der Begründung der Jury. „Der interdisziplinäre Ansatz, die Prozesshaftigkeit und die Suche nach einer dazu passenden, wirklich neuen Idee sind die Stärken des Konzepts von ,Sammlungen. Gehende sprechen.‘ Zudem wird Theater hier auf die Straße gebracht und findet nicht in geschützten Räumen statt. Die dazu gehörende ausführliche Dokumentation hat nicht nur den ästhetischen Reiz des Medienwechsels, sondern sichert das Projekt als eigenes, bleibendes Kunstwerk.“
Die Idee zur Zusammenführung der Akteure auf dem Feld der darstellenden Kunst in den benachbarten Landeshauptstädten entstand in einem gemeinsamen Gespräch zwischen den Kulturdezernentinnen Marianne Grosse (Mainz) und Rose-Lore Scholz (Wiesbaden). „Wir wollten ganz bewusst die Aufmerksamkeit auf die freie Theaterszene in unseren Städten lenken. Hier gibt es ein unglaubliches Potenzial“, so Marianne Grosse und Rose-Lore Scholz. „Die Vielfalt, die unglaublich guten Ideen und die Intensität der Kooperation von Akteuren auf beiden Rheinseiten hat uns imponiert. Diesen Wettbewerb zu initiieren, war die richtige Idee zum richtigen Zeitpunkt“, so die beiden Dezernentinnen. „Wir sind nun gespannt auf die Umsetzung und werden parallel an einer Verstetigung des Brückenschlages arbeiten.“
Zur Jury gehörten Viola Bolduan (Kulturredakteurin, Wiesbadener Kurier), Michael Bachmann (Juniorprofessor, Institut für Theaterwissenschaft, Universität Mainz), Katja Hergenhahn (laPROF – Landesverband freie Darstellende Künste Hessen), Jörg-Uwe Funk (Kulturamt Wiesbaden) und Jan-Sebastian Kittel (Kulturamt Mainz).