Der 100. Geburtstag eines jeden, egal ob eines Menschen oder einer Sache, gibt Anlass zur Freude. Freude darüber, dass Jahrzehnte voller Entbehrungen, Kriege und schwierige Situationen umgangen wurden und dem Jubilar nicht groß geschadet haben. Freude auch darüber, wenn das Geburtstagskind in guter Verfassung seinen Runden begehen kann und in der Lage ist viele Gäste und Gratulanten zu empfangen.
Ihren 100. Geburtstag feierte am vergangenen Samstag auch die Samenklenge in Elmstein. Und genauso wie eine rüstige alte Dame, stand sie herausgeputzt in mitten des Dorfes und empfing die Gratulanten Schaar. Unter ihnen Abgeordneter Norbert Schindler (CDU) und Hans-Peter Erhard, Leiter Forstliches Genressourcenzentrum Rheinland-Pfalz, die die Grußworte sprachen, Verbandsbürgermeister Manfred Kirr, Helmut Schmidt ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde Elmstein, Burkhard Steckel Leiter des Forstamtes Johanniskreuz und Bolko Haase ehemaliger Leiter der Klenge. Geburtstagsständchen brachten die Jagthornbläser Elmsteiner Tal, unter der Leitung von Thomas Rottmayer, die im Anschluss an die Feierlichkeiten in der kath. Pfarrkirche Herz Mariä, eine Hubertusmesse ausrichteten.
Gut steht sie da und es ist ihr nicht anzusehen, dass sie im Laufe der Zeit mehrere tausende Zentner Zapfen geklengt, Milliarden keimfähige Samen gewonnen und somit zum weltweiten Aufforsten beigetragen hat. Uwe Tabel, aus Annweiler der die Festrede hielt, erwähnte hier besonders den Samenexport beim Wirbelsturm „Wiebke“, der im Spätwinter 1990 große Schäden in den Wäldern von Deutschland, Teilen der Schweiz und Österreich anrichtete. Auch gab er eine historische Rückschau über den Wald und die Menschen seit Bestehen der Aufzeichnungen. Er erklärte anschauend die wirtschaftliche Nutzung des Waldes durch den Menschen, aber auch die damit verbundene Ausbeutung. Bedingt durch das positive Klima konnte jedoch dem entgegengewirkt und anders wie in manchen Mittelmeerländern Nachhaltigkeit betrieben werden. Die kleine Einrichtung Stattliche Samenklenge, mit ihrem langjährigen Leiter Ludwig Schmitt, leistete hierzu einen nicht unbeträchtlichen Teil.
Ihren guten Zustand verdankt sie aber auch der Tatsache, dass sie vor 10 Jahren ihren schweren Dienst in die ehemalige Schuhfabrik am Ortseingang legte und von dort aus 2010 nach Trippstadt-Antonihof ins Forstliche Genressourcenzentrum Rheinland-Pfalz zog, um gewinnbringendere und rationellere Arbeit zu ermöglichen.
Die historischen Räumlichkeiten, die schon Kurfürsten der Pfalz in früheren Jahrhunderten zum Unterstand ihrer Pferde dienten, wurden dann 2006 von der Gemeinde Elmstein erworben und daraufhin komplett renoviert. Bürgermeister Thomas L. Kratz berichtete in seiner Begrüßungsrede von 2525 ehrenamtlich geleisteten Stunden, was bei einem Stundensatz von 23 Euro eine stolze Summe von 58.075 Euro ergeben würde. Allein Berthold Riedel leistete davon 1600 Stunden ehrenamtliche Arbeit, dass Thomas L. Kratz einen besonderen Dank wert war. Aber trotz der unentgeltlich geleisteten Arbeiten waren viele Gespräche und zähe Verhandlungen nötig, damit sich die ehemalige Klenge heute als „Haus der Forst- und Waldgeschichte“, präsentieren kann. Besonders die Finanzierung spielte keine kleine Rolle und kostete viel Verhandlungsgeschick und gute Nerven. Hier dankte Thomas L. Kratz, dem Abgeordneten Norbert Schindler, der sich für die Gelder bemühte. Ein weiterer Dank ging an die Verbandsgemeinde Lambrecht sowie an den Architekten Jörg Finkbeiner und im Namen für alle Ehrenamtlichen an Werner Moser, der die Gemeinde über all die Jahre begleitete und sich für den Erhalt der Klenge stark gemacht hat.
Heute kann man sagen, dass alle Anstrengungen fruchteten, die Samenklenge als „Haus der Forst- und Waldgeschichte“ herzurichten, zu erhalten und über die Grenzen Elmsteins hinaus bekannt zu machen. Sie bietet Touristen, Schulklassen und Interessierten einen anschaulichen Einblick in die kostbare Samengewinnung und das darauffolgende Aufforsten. Geschulte Führungen geben Einblicke in Leben und Tun des Waldarbeiters früher und heute sowie alle mit dem Wald verbundenen Arbeiten. Gerade in Zeiten, in denen das Bewahren von Traditionen und Altbekannten immer mehr in Vergessenheit gerät, ist die ehemalige Samenklenge ein wahres Kleinod.